Die Zeiten, in denen für IT die Umwelt ausgebeutet wurde, sind vorbei. Stattdessen trägt nun auch die modische Stadtulme von heute eine Smartwatch.
Wir als IT-Channel dürften nicht gerade die besten Freunde von Umweltaktivisten sein. Während in Berlin Männer mit Dutt und Vollbart vegane Grünkernbratlinge als Gutmenschen-Bulette konsumieren und die Hanfsandalen nachhaltig von sich Strecken, setzen wir bei unseren Produkten auf Seltene Erden und Metalle, die wir gewaltsam und unter oftmals menschenunwürdigen Bedingungen Mutter Erde entreißen. Sicher, bei unseren Produkten wird die Software nicht dazu eingesetzt, um gefälschte Abgaswerte zu verschleiern, aber dass ein Server bald über Eine-Welt-Läden vertrieben wird, dürfte ebenfalls unwahrscheinlich sein.
Doch siehe da, auch die ressourcenhungrige IT kann ihren Teil dazu beitragen, den Planeten zu retten — oder wenigstens den optimalen Standort für Stadtbäume zu ermitteln. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) sucht in ihrem Langzeitprojekt »Stadtgrün 2021« nach robusteren Baumarten und verkabelt deshalb Bäume, um ihre »Fieberkurve« zu messen. Fast 50 Meter Kabel verlegten Sensorik-Experten von der Wurzel über den Stamm bis hin in die Baumkrone und zu den äußeren Blättern einer Silberlinde. Die soll nämlich besonders genügsam sein und auch in der Nähe von deutschen Dieselmotoren überleben können. 2018 sollen weitere Bäume und Vergleichstests folgen, 750.000 Euro hat Bayern bislang in das Baumprojekt gesteckt.
Bei so viel Marktpotenzial dürfte Apple auf seiner Keynote im September dann nicht nur das neue iPhone, sondern vielleicht auch iFlower vorstellen. Ein smarter, in schlichtem Weiß oder Roségold gehaltener Blumentopf, über den wir mit unserer Orchidee kommunizieren und per App die perfekte Zufuhr von Wasser und Mineralien steuern können. Oder den iHerb, das digitalisierte Kräuterbeet, über das uns die Minze dann mitteilt, wann sie bereit ist, ihren letzten Gang in den Pastinaken-Rote-Beete-Salat garniert mit Chia-Samen anzutreten. Hier werden E-Mail und Twitter, aber auch Instagram unterstützt, je nach Aufgeschlossenheit der Pflanze gegenüber modernen Kommunikationsplattformen. Bei so viel Nutzen für unsere grünen Freunde, wird auch Pierre-Herbert-Theodor aus Berlin wieder der hemmungslosen Konsumlust frönen und wissen, dass das letzte Gramm Lithium dieser Erde für einen guten und vor allem nachhaltigen Zweck geplündert wurde.