Der Hammer ist gefallen, die 5G-Frequenzen sind vergeben. Die Mobilfunktechnologie soll auch Deutschlands Autobranche wettbewerbsfähig halten. Ein kleines Start-up macht nun den Anfang.
Der westliche Zipfel Deutschlands ist bisher nicht gerade als ein Zentrum der deutschen Autoproduktion bekannt - im Gegensatz zu Wolfsburg, Stuttgart oder München. In einem Punkt darf sich Aachen nun aber etwas als Vorreiter fühlen: Als erster deutscher Autobauer stellt das in der Stadt beheimatete Start-up e.Go seine Produktion auf 5G-Vernetzung um. Am Dienstag wurde ein Netz in Betrieb genommen, das auf 5G-Technologie basiert. Noch wird in LTE gefunkt, ab August soll aber auf den ultraschnellen Standard 5G umgestellt werden - das hat im Regelbetrieb noch keine andere Autofabrik in Deutschland. 5G sei »ein technologischer Quantensprung«, der eine fehlerlose und günstige Herstellung ermögliche, sagte e.Go-Chef Günther Schuh.
Der 60-Jährige ist Professor für Produktsystematik, einst hat er den Transporter-Hersteller Streetscooter mitgegründet. Inzwischen hat er mit e.Go ein weiteres Elektro-Start-up aus dem Boden gestampft - als eigene Firma und nicht als Tochter eines großen Autokonzerns. 450 Mitarbeiter hat e.Go inzwischen, im März startete die Serienfertigung im kleinen Rahmen. Bis Jahresende sollen 3.000 Elektroautos fertig sein, danach könnte die Produktion auf bis zu 30.000 Pkw per annum hochgefahren werden. Schuh setzt auf niedrige Preise - ab 15.900 Euro ist das Kleinfahrzeug »e.Go Life« zu haben. Für so einen Preis ist nach seinen Worten auch 5G nötig: Dadurch würden Produktionskosten wesentlich gesenkt, so Schuh.
Die Logik dahinter: 5G ermöglicht eine ultraschnelle, sichere und umfassende Datenverarbeitung und -auswertung, mit der die Produktionsabläufe verbessert werden. Als Beispiel hält Schuh ein schmales, etwa 50 Zentimeter langes Werkzeug in die Höhe: einen Drehmomentschlüssel. Damit werden Schrauben befestigt - nicht zu locker, nicht zu fest, sondern präzise am passenden Fahrzeug. Wie und wo die Mitarbeiter das tun, wurde zwar schon vor Start des 5G-Netzes dokumentiert - die Auswertung der Daten und damit die Fehlererkennung war nach den Worten von Schuh aber recht mühsam. Künftig werden die Daten in Echtzeit analysiert. »Damit schalten wir Fehlerchancen vollständig aus«, erklärt der Firmenchef.