Statement zum Wikileaks-Vorfall von Barclay Technologies

17. Dezember 2010, 10:42 Uhr | Ralf Ladner

Weshalb ist es möglich, dass ein „Army Intelligence Analyst“ mit über 250.000 diplomatischen Datensätzen – gebrannt auf eine ganz normale CD-RW und gelabelt mit Lady Gaga’s Song Telephone – den Irakischen Stützpunkt in der Nähe von Baghdad verlassen konnte? Der 22-jährige Bradley Manning hat damit den wahrscheinlich grössten Datendiebstahl in der amerikanischen Geschichte geschafft.

 

Manning hatte Zugang zu einem speziell klassifizierten Netzwerk der Regierung und suchte dort anscheinend nach gewissen Schlüsselwörtern, ähnlich wie wenn unsereins in Google einen Suchbefehlt absetzt. Das Ergebnis war eine bunte Sammlung von Daten aus aller Welt, welche mit seinem Aufgabenbereich eigentlich gar nichts zu tun hatten.

Doch warum hat ein einfacher U.S. Army Analyst überhaupt Zugang zu Informationen, welche eigentlich nie an die Öffentlichkeit dürften? Gerade beim Pentagon, bei welchem Geld eine untergeordnete Rolle spielt; sollte man nicht davon ausgehen können, dass Sicherheitslücken dieser Art unter Kontrolle sein sollten? Letztes Jahr wurden innerhalb von 6 Monaten über $100 Millionen und tausende von „Cyber Warriors" eingesetzt, um die Cyber Defense Initiativen zu finanzieren. Zudem wurde ein neues Militärkommando geschaffen, welches sich dediziert nur um Cyber Security Aspekte kümmern und jährlich über 200 Cyber Security Officer ausbilden soll. Reichen etwa all diese Mittel doch nicht aus, um einen Militärbeamten davon abzuhalten, hochsensible Daten an die Öffentlichkeit zu bringen?

Gemäss einem Video auf CBS News hat sich der Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten - Robert M. Gates - wie folgt für diese Umstände gerechtfertigt:

Nach dem 11. September wurde festgestellt, dass es den Institutionen an einem Informationsaustausch gefehlt hatte. Hätten alle Institutionen ihre Informationen zusammen getragen und geteilt, hätte der 11. September möglicherweise verhindert werden können. Als Reaktion wurde von der Regierung beschlossen, dass Informationen grundsätzlich einem möglichst großen Kreis von Nutzern zur Verfügung gestellt werden müssen. Ziel: Niemandem an der Front soll der Zugang zu Informationen verweigert werden, die ihm möglicherweise hilfreich sein könnten.

Streng gesehen müsste man sich nun fragen, ob diese gelockerte Art des Informationsaustausches schlussendlich nicht die Sicherheit einer ganzen Nation gefährden könnte. Auf jeden Fall sollte nun jedoch allen Unternehmungen, welche geheime Informationen oder einfach grundsätzlich vertrauensvolle Daten in ihren Netzwerken haben, Folgendes klar geworden sein: Im sogenannten „Cyber Age" in dem wir uns befinden, darf der Zugriff auf kritische Daten nicht so salopp gehandhabt werden.


  1. Statement zum Wikileaks-Vorfall von Barclay Technologies
  2. Der Weg ist steinig
  3. Maßnahmen zum Schutz gegen den Missbrauch sind mit Einschränkungen verbunden
  4. Barclay Technologies AG

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