Digitalisierung im Sport

Technisch perfekt, emotional tot

9. September 2016, 13:32 Uhr | Peter Tischer

Auch im Sport hält der technische Fortschritt Einzug. Die Vorteile: Fehlentscheidungen werden minimiert. Der Nachteil: Sport wird vorhersagbar und seiner Emotionen beraubt.

Seit rund 600 Kilometern betreibe ich elektrifiziert Radrennsport. Nein, kein Motordoping. Dafür sind die Schaltzüge an meinem Rad verschwunden und wurden durch kleine Elektromotoren ersetzt, die bei Knopfdruck mit einem leisen Surren die Kette exakt auf das gewünschte Ritzel bewegen. Statt lauter Schleif- und Knackgeräusche und unkontrollierten Schaltvorgängen funktioniert alles wunderbar schnell, leise und ohne Fehler – vorausgesetzt, man versäumt nicht, den in der Sattelstütze befindlichen Akku spätestens nach 1.000 Kilometern an die Steckdose zu hängen und Software Updates einzuspielen. So klaglos wie die neue Schaltung präsentiert sich das ganze Rad. Aktuelle High End-Technik sorgt dafür, dass ich beim Fahren daran keinen Gedanken verschwende. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der mit 5,8 Kilogramm ein ausgesprochenes Leichtgewicht war, dafür aber bei Abfahrten schnell zickte und dessen Schaltung auch ein andauerndes Ärgernis war. Doch gerade diese Nachteile machten das Rad einzigartig, weckten Emotionen. Das Neue fährt sich wie eine übermotorisierte S-Klasse mit Automatik: Man prescht nach vorn, merkt davon nichts. Fast ein bisschen langweilig.


  1. Technisch perfekt, emotional tot
  2. Mit Digitalisierung kein Wembley-Mythos

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