Mit dem UC320W zielt Cisco auf kleinere Unternehmen, die einen Alleskönner für die Sprach- und Datenkommunikation suchen. Das Gerät vereint Voice over IP, klassische Telefonie, WAN-Zugang, LAN-Switch sowie WLAN für Daten und Sprache in einer Box.
Bislang war das UC500-System die kleinste Unified-Communications-(UC-)Lösung von Cisco. Dabei handelte es sich um eine abgespeckte Version der großen Enterprise-Anlagen. Um die Anforderungen von kleineren Unternehmen möglichst gut abdecken zu können hat sich der Hersteller dazu entschieden, die jetzt auf den Markt gebrachte KMU-Lösung UC320W von Grund auf neu zu entwickeln. Das UC320W vereint zahlreiche Funktionen für die Sprach- und Datenkommunikation in einer Box und unterstützt maximal 24 Telefonbenutzer. Es lässt sich mit allen kabelgebundenen und kabellosen Cisco-Telefonen vom Typ SPA500 und SPA300 kombinieren. Für ein kostengünstiges Telefonieren per Voice over IP über das Internet unterstützt das UC320W das Session Initiation Protocol (SIPv2). Das von den größeren Cisco-Lösungen bekannte hauseigene Skinny-Protokoll kommt dagegen nicht zum Einsatz. Über einen WAN-Port lässt sich das Gerät direkt mit dem Internet-Provider verbinden. Alternativ ist es auch möglich, den WAN-Port des UC320Ws mit einem dazwischengeschalteten WAN-Router zu verbinden. Für die SIP-Kommunikation lassen sich maximal vier SIP-Konten nutzen. Es sind bis zu zwölf parallele Trunk-Anrufe realisierbar. Auch einen Mischbetrieb von ISDN und SIP unterstützt das System. Um den Datenaustausch mit dem Internet zu schützen hat Cisco in die UC320W-Lösung zudem eine Firewall integriert. Für die Verbindung zum öffentlichen Telefonnetz stehen vier FXO-Ports und ein FXS-Port für Fax oder analoges Telefon zur Verfügung. Über zwei Cisco-SPA8800-Geräte lassen sich optional bis zu acht weitere Leitungen hinzufügen, sodass maximal zwölf gleichzeitige Gespräche über das öffentliche Telefonnetz möglich sind. Für die ISDN-Anbindung empfiehlt Cisco den Einsatz des VoIP-BRI-Gateways Mediatrix 4400, das eine ISDN-S0-Schnittstelle zur Verfügung stellt. Das UC320W lässt sich zudem in vorhandene Telefonanlagen integrieren. Der integrierte 4-Port-Gigabit-Ethernet-Switch ermöglicht den Anschluss von Netzwerkgeräten wie IP-Telefonen oder PCs. Wenn mehr als vier Telefone erforderlich sind, lässt sich ein zusätzlicher LAN-Switch mit dem UC320W verbinden, der die benötigte Port-Anzahl bereitstellt. Durch den Dual-VLAN-Support (Virtual LAN) kann jeder Port sowohl das VLAN für den Datenverkehr als auch das VLAN für den Sprachverkehr übertragen. Ein entsprechendes Feature unterstützt auch der integrierte 802.11b/g/n-Wireless-Access-Point. Dieser ermöglicht sowohl drahtloses Voice-WLAN als auch Datenzugriffe via Notebook oder Smartphone auf das Büronetz und das Internet. Das Voice-WLAN lässt sich mit Smartphones und drahtlosen Cisco-Telefonen der SPA300- und SPA500-Reihe nutzen.
TK-Anlage mit umfangreichen Funktionen
Das UC320W lässt sich als eigenständige Telefonanlage nutzen oder in vorhandene TK-Systeme integrieren. Zu den Standardfunktionen zählen automatische Anrufvermittlung, Anrufweiterleitung, Anrufweitergabe, Anrufübernahme, Wahlwiederholung, Parken, gemeinsame Nummer bei abgehenden Anrufen, Dreierkonferenzen sowie ein unternehmensweites Adressbuch. Die Tag-/Nacht-Weiterleitungsregeln erlauben es, in der Nacht ein anderes Weiterleitungsziel als tagsüber anzuwählen. Für die Aufnahme von Sprachnachrichten bietet das UC320W eine Speicherkapazität von zwölf Stunden. Über zwei USB-Ports lässt sich die Aufnahmekapazität mithilfe von USB-Sticks erweitern. Die „Voice to E-Mail“-Funktion wandelt Sprachnachrichten in Audiodateien um und versendet diese automatisch an den jeweiligen Benutzer. Eine Unterstützung für Gegensprechanlagen sowie interne oder externe Warteschleifenmusik sind ebenfalls vorhanden. Die Telefonanlage und einige Telefonmodelle unterstützen zwei Sprachen, die der Benutzer individuell auswählen kann. Neben Englisch und Französisch stehen Deutsch, Italienisch, Portugiesisch und Spanisch zur Verfügung.
Installation und Konfiguration
Für den LANline-Test stellte Cisco neben dem UC320W ein IP-Telefon vom Typ SPA525G sowie ein BRI-Gateway Mediatrix 4400 für die ISDN-Anbindung zur Verfügung. Um die Voice-over-IP-Funktionen zu testen, richteten wir bei Sipgate einen IP-TK-Anlagenanschluss ein. Derartige SIP-Trunks sind mittlerweile von vielen Anbietern erhältlich. Die UC320W-Anlage lässt sich per Web-Browser bedienen. Um auf das System zuzugreifen verbanden wir ein Notebook mit einem Port des integrierten LAN-Switches. Standardmäßig ist DHCP aktiv, sodass das Notebook vom UC320W eine IP-Adresse aus dem Default-Subnetz erhielt. Nachdem wir uns per Web-Browser mit dem UC320W verbunden hatten, erschien zunächst nur eine leere blaue Seite mit dem Cisco-Logo. Eine Suche auf den Cisco-Web-Seiten ergab den Hinweis auf die Fehlerursache: Die auf dem Testgerät installierte ältere Firmware „2.1.1 (7)“ unterstützt noch nicht den aktuellen Adobe Flash Player 11. Wir mussten deshalb zunächst vom Notebook den Flash Player 11 deinstallieren und dann die ältere Version 10.3 aufspielen. Anschließend wurde die Konfigurationsoberfläche des UC320Ws korrekt dargestellt, und wir konnten uns am System anmelden. Der „Getting Started“-Assistent bietet dem Administrator im ersten Schritt ein fünfminütiges Kurzeinführungsvideo in deutscher Sprache an, das die Basiskonfiguration erläutert. Im zweiten Schritt legt der Systemverwalter fest, welche Netzwerktopologie das UC320W verwenden soll. In sehr kleinen Unternehmen wird die UC320W-Box in der Regel direkt mit dem Internet-Provider verbunden und dient als DHCP-Server für alle lokalen Geräte im Daten- sowie im Sprach-VLAN. Bei etwas größeren Unternehmen mit zehn oder mehr PC-Arbeitsplätzen und bereits vorhandenem DHCP-Server ist das UC320W ebenfalls direkt mit dem Service-Provider verbunden und überträgt den Daten- und Sprachverkehr für alle lokalen Geräte. Den DHCP-Dienst für das Sprach-VLAN, über das die Telefone kommunizieren, stellt jedoch auch hier die UC320W-Box bereit. Das UC320W lässt sich alternativ auch am WAN-Port eines vorhandenen Routers anschließen, wobei Letzterer den Internet-Zugang und den DHCP-Dienst für das Datennetz bereitstellt, während das UC320W nur den Sprachverkehr überträgt und DHCP für das Voice-VLAN übernimmt. Für den LANline-Test verbanden wir das UC320W direkt mit dem Internet und gaben im WAN-Menü die Zugangsdaten für den DSL-Anschluss an. Wie von Cisco empfohlen, wiesen wir dem Gerät für das Datennetz eine statische IP-Adresse zu. Den DHCP-Dienst für das Datennetz übernahm ein Windows-Server, den wir in das Testnetz integrierten. In Schritt drei bietet der Getting-Started-Assistent die Möglichkeit, ein Firmware-Upgrade des UC320Ws durchzuführen. Wir aktualisierten die Firmware auf Version 2.1.2. Anschließend brachten wir den Adobe Flash Player wieder auf Version 11 und konnten nun auch mit dieser Version auf die UC320W-Oberfläche zugreifen. Im letzten Schritt der Grundinstallation schließt der Administrator die Telefone an die LAN-Switch-Ports des UC320Ws oder eines damit verbundenen Switches an. Nachdem wir das Cisco-IP-Telefon mit einem der integrierten Switch Ports verbunden hatten, wurde es vom UC320W automatisch erkannt und im Browser-Menü als erfolgreich verbunden angezeigt. Für den Voice Traffic kann der Administrator zudem einen Teil der vorhandenen WAN-Bandbreite fest reservieren. Sollen externe Switches für den Anschluss von IP-Telefonen zum Einsatz kommen, empfiehlt Cisco die Switches der 300er-Serie mit PoE-Support (Power over Ethernet). Das UC320-System konfiguriert diese Switches automatisch und richtet auf ihnen ein Voice-VLAN für die Sprachübertragungen ein. Will der Anwender Switches anderer Hersteller nutzen, dann muss er die erforderlichen VLAN-Netzeinstellungen manuell vornehmen. Diese Switches müssen zudem CDP-Pakete (Cisco Discovery Protocol) unterstützen, damit die Cisco-Lösung die angeschlossenen Telefone erkennen kann.
Einrichtung der Telefonie
Sobald die Grundinstallation abgeschlossen ist, startet ein Konfigurationsassistent, der den Administrator in insgesamt rund 30 Einzelschritten durch die verschiedenen Menüs führt. Dort kann er unter anderem die Fernverwaltung über HTTPS und über WLAN aktivieren. Das USB-Backup sorgt dafür, dass die Systemkonfiguration automatisch täglich oder wöchentlich auf einen USB-Speicher gesichert wird. Bei den Telefoniefunktionen entscheidet der Administrator zunächst, ob das System als eigenständige TK-Anlage, als Reihenanlage oder im gemischten Modus zu betreiben ist. Für den LANline-Test wählten wir den Mischbetrieb. Zu den weiteren Konfigurationsoptionen zählen unter anderem Nebenstellenlänge, Wählmuster, Tag/Nacht-Schaltungen sowie interne oder externe Warteschleifenmusik. Im Teilmenü zu den Ports und Trunks stellt der Administrator ein, über welche Verbindungen die Sprachkommunikation stattfinden soll. Die vier FXO-Ports lassen sich mit dem analogen Leitungsnetz verbinden. An den FXS-Port lässt sich ein analoges Telefon oder Faxgeräte anschließen. Für den LANline-Test konfigurierten wir je einen Trunk für SIP und ISDN. Das UC320W unterstützt bis zu vier Trunks für SIP-Provider und ISDN-S0-Anbindungen. Wir richteten zunächst einen SIP-Trunk ein und konfigurierten ihn mit den Verbindungsdaten für unseren Sipgate-Anschluss. Als zweiten Trunk legten wir eine ISDN-Verbindung über das Mediatrix-Gateway an und gaben die erforderlichen Konfigurationsdaten ein. Das Gateway verfügt ebenfalls über eine Browser-Benutzeroberfläche, über die sich die Grundkonfiguration vornehmen lässt. Im UC320W-Menü für die Outbound Trunks legten wir fest, dass ausgehende Anrufe vorrangig über den SIP-Provider laufen sollen. Dort kann der Administrator auch festlegen, über welchen Trunk Notrufe erfolgen. Anschließend legten wir einen Testbenutzer an und wiesen ihm das Cisco-Telefon und eine Durchwahl zu. Im Menü zu den Nebenstellentasten kann der Administrator zahlreiche Einstellungen vornehmen und das System zum Beispiel so einrichten, dass alle Benutzer einer Gruppe über dieselbe Nummer erreichbar sind. Es ist auch möglich, für einzelne Benutzer eine eigene Leitung zu reservieren. Das Menü mit den Anrufweiterleitungen bietet eine ganze Reihe an Optionen, wie die Anlage eingehende Anrufe behandeln soll. Der Systemverwalter kann beispielsweise einstellen, dass die automatische Anrufvermittlung alle Anrufe annimmt und weiterleitet. Er kann dabei für die einzelnen Trunks unterschiedliche Regeln festlegen. Die Benutzer- und Gruppenfunktionen steuern, wie Anrufe auf diesen Ebenen zu behandeln sind. Dort legt der Administrator unter anderem fest, ob „Voice to E-Mail“ aktiv ist. Um andere Benutzer finden zu können, speichert das System die Kontaktdaten automatisch in einem Adressbuch. Den Abschluss des umfangreichen Konfigurationsassistenten bilden die Netzwerkeinstellungen. Wenn das UC320W als Access Point für Daten- und Sprachübertragungen zum Einsatz kommen soll, muss der Administrator dort die WLAN-Funktionen aktivieren. Mithilfe der Option „Port Forwarding“ ist es zudem möglich, den Zugriff vom Internet aus auf die Rechner im internen Netzwerk zu erlauben. Bei Unklarheiten zu einzelnen Punkten des Konfigurationsmenüs bietet die kontextsensitive Hilfefunktion eine gute Unterstützung. Damit die vorgenommenen Einstellungen wirksam werden, führt das UC320W zum Abschluss einen Reboot durch und lädt die neue Konfiguration. Die angeschlossenen IP-Telefone erhalten dadurch automatisch ebenfalls ihre neue Konfiguration.
UC320W im Testbetrieb
Als das System wieder hochgefahren war, ging es daran, die Telefoniefunktionen zu testen. Über den SIP-Trunk konnten wir Telefonate sowohl mit Festnetzgegenstellen als auch mit Mobilfunkteilnehmern führen. Die Sprachqualität war dabei nicht ganz mit ISDN-Telefonen vergleichbar, übertraf aber die Qualität von Mobiltelefonen deutlich. Eingehende Anrufe testeten wir, indem wir von ISDN-Telefonen und von Handys aus die SIP-Rufnummer wählten, die wir von Sipgate erhalten hatten. Das UC320W leitete die Anrufe wie von uns in der Konfiguration vorgegeben an den Testbenutzer des Cisco-IP-Telefons weiter. Um ausgehende Telefonate über ISDN zu testen, setzten wir das ISDN-Gateway in der Trunk-Reihenfolge an die erste Stelle. Die anschließend geführten Telefonate wurden über das ISDN-Gateway geroutet. Auf dem ISDN-Anschluss eingehende Anrufe nahm das ISDN-Gateway entgegen, und leitete sie an das Cisco-Telefon weiter. Über das Daten-VLAN des UC320W-Switches war es möglich, sowohl mit einem an dem Switch angeschlossenen PC als auch mit einem drahtlos angebundenen Notebook auf das Internet zuzugreifen. Für einen Listenpreis von 900 Dollar stellt das UC320W in einer kleinen Box zahlreiche Funktionen zur Verfügung. Neben den Aufgaben einer IP-Telefonanlage übernimmt es auch den Internet-Zugang, stellt zwei VLANs für Daten- und Sprachverkehr bereit und ermöglicht sowohl eine drahtlose Datenkommunikation als auch Voice over WLAN. Im klassischen Unified-Communications-Bereich unterstützt das UC320W bislang lediglich Voice to E-Mail. Funktionen wie Instant Messaging oder CTI (Computer Telephony Integration) sind nicht vorhanden. Dafür sollen in Kürze mit Softphone-Support, mobilen Clients für Iphone und Android sowie Kameraunterstützung interessante Erweiterungen hinzukommen. Die Einrichtung der Anlage erfordert etwas Zeitaufwand. Dabei bieten die Konfigurationsassistenten eine gute Hilfestellung, um das System erfolgreich in Betrieb zu nehmen. Der Autor auf LANline.de: chjlange Info: Cisco SystemsTel.: 0800/1873652Web: www.cisco.de