Begonnen hatte der Tag für die Kanzlerin jedoch fernab moderner Spitzentechnologien: Als Kaiser Akihito die Kanzlerin zum Gespräch empfängt, tut er dies im Shohiroma, dem Kleinen Audienzraum seiner Residenz im streng abgeriegelten Park des kaiserlichen Palastes von Tokio. Die Kanzlerin ist im blauen Blazer mit schwarzer Hose erschienen, der Kaiser im elegant-schlichten schwarzen Anzug. Schon bei der Begrüßung wirken der kurz vor der Abdankung stehende 85-Jährige und die in ihrer letzten Amtszeit regierende deutsche Regierungschefin einander zugewandt. Die Kanzlerin verneigt sich leicht, der Kaiser reicht ihr die Hand - eine Geste des Respekts.
Der Shohiroma ist ein kleiner Raum, das Ambiente strahlt Ruhe aus. Traditionelle Papierwände, helles Holz, heller Teppich. Merkel und der Tennō sitzen in Holzsesseln, plaudern entspannt. Nach dem Austausch formeller Grüße geht es weniger steif zu. Fotos zeigen, wie Merkel gestikuliert - die Inhalte des Gesprächs bleiben zunächst unbekannt.
Es war schon das dritte Treffen der Kanzlerin mit dem Tennō. Er spielt eine wichtige integrative Rolle im Staatswesen, ist aber kein Akteur der Tagespolitik. Am 30. April wird Akihito abdanken - es ist das erste Mal seit rund 200 Jahren in Japan, dass ein Kaiser zu Lebzeiten seinem Nachfolger den Thron überlässt. Akihito geht diesen Schritt aus Gesundheitsgründen. Am 1. Mai wird sein Sohn Naruhito (58) den Chrysanthementhron besteigen - die Kanzlerin traf auch ihn.