„Häufig zurückgegebener Artikel“

Amazon warnt vor Produkten mit hoher Retourenquote

14. April 2023, 7:17 Uhr | Lars Bube
Mit diesem auffälligen Hinweis markiert Amazon häufig retournierte Produkte
© Screenshot connect channel amazon.com

Um die Zahl der Retouren zu reduzieren, warnt Amazon potenzielle Käufer in den USA seit Anfang des Monats mit einem eigenen Hinweisfeld vor häufig zurückgeschickten Produkten. Ein Ansatz, der manchen Händler und Hersteller einigen Umsatz kosten könnte.

Einhergehend mit dem durch die Pandemie ausgelösten Onlineshopping-Boom ist in den letzten Jahren auch die Zahl der Retouren förmlich explodiert. Forscher der Universität Bamberg schätzen, dass in Deutschland fast jedes vierte online bestellte Produkt retourniert wird und rechnen in diesem Jahr mit mehr als 500 Millionen Rücksendungen. Damit ist Deutschland Europameister, aber auch in anderen westlichen Ländern ist die Retourenquote ähnlich hoch. Das verursacht nicht nur erhebliche Kosten für den Handel, sondern auch Umweltschäden und Ressourcenverschwendung durch die doppelten Transporte sowie die immer wieder angeprangerte Vernichtung gigantischer Warenberge. Amazon hat sich deshalb jetzt eine neue Maßnahme einfallen lassen, mit der das Unternehmen hofft, die Zahl der Rücksendungen zumindest etwas zu senken. In den USA werden registrierte Kunden seit Kurzem explizit darauf hingewiesen, wenn ein von ihnen betrachtetes Produkt besonders oft zurückgeschickt wird. Unter der Produktbeschreibung wird dann eine orange hinterlegte Box mit dem Hinweis „Häufig zurückgegebener Artikel. Lese die Produktdetails und Kundenbewertungen, um mehr über diesen Artikel zu erfahren.“ eingeblendet.

Vorerst beschränkt sich Amazon dabei auf Produkte, für die der Etailer eslbst Versand und Logistik übernimmt. Das gilt sowohl für eigene Ware, als auch solche aus dem Fullfillment-Geschäft. Wie zu erwarten war, taucht die Warnung bislang besonders häufig beim Retourenkönig Bekleidung auf. Hier soll sie die Kunden dazu anhalten, sich zunächst die weiteren Informationen über die reale Größe und Erfahrungen anderer Käufer anzusehen. Aber auch bei Elektronikartikeln wie etwa einem Plattenspieler war sie bereits zu sehen. Ob das die Kunden tatsächlich in nennenswerter Anzahl vor Fehlkäufen bewahrt und unnötige Doppelbestellungen verhindert, muss sich noch zeigen. Wenn die Maßnahme zufriedenstellend anläuft, soll sie aber auch auf andere Länder und Angebote von Dritten ausgeweitet werden. Eine Aussicht, die nicht jedem Händler und Hersteller schmeckt, wie erste aus den USA gemeldete Beschwerden zeigen, die dadurch eine unberechtigte Stigmatisierung und den Verlust von Umsatz und Kundenvertrauen befürchten.

Was Amazon bei diesem Ansatz bislang noch fehlt, ist allerdings die Integration des Tools in den Empfehlungsalgorithmus. Damit könnte den Kunden direkt noch weitere retourenfreundliche Waren nahegelegt werden, ganz nach dem Motto: „Kunden die dieses Produkt retournierten, retournierten auch…“

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