E-Governance: ­Wissenslücken schließen

24. Februar 2005, 0:00 Uhr |

E-Governance: ­Wissenslücken schließen. Viele E-Governmentprojekte scheitern, weil den Entscheidern in den Behörden das nötige Know-how fehlt. Doch Fortbildungs­maßnahmen und Studiengänge zum Wissensaufbau der IT-Führungskräfte in den Amtsstuben existieren.

E-Governance: ­Wissenslücken schließen

Know-how bei E-Governmentprojekten ist gefragt. Da sich viele Behörden und IT-Leiter durch den Aufbau von E-Government-Aktivitäten überfordert sehen, greifen sie aber auf externes Wissen zurück. Berater wie von Accenture oder Roland Berger bekommen so den Zuschlag für die Umsetzung großer E-Governmentprojekte. Nur: Auch externe Berater wollen gesteuert werden. Das stellt die Behörden vor ein Problem. Die IT-Leiter in den Amtsstuben besitzen oft nicht ausreichend fachliches Know-how sowie die nötige Projekterfahrung um die externen Helfer zu lenken.

Bildungsangebote entstehen
Natürlich sind für Studierende der Verwaltungsfachhochschulen digitale Workflows keine böhmischen Dörfer mehr. Doch selbst wenn die Beherrschung spezifischer Software wie elektronischer Personal-, Organisations- und Stellenverwaltungssysteme für die Lernenden heutzutage das A und O ist, reicht das Wissen nicht zur Steuerung von komplexen E-Governmentprojekten aus. Absolventen der herkömmlichen IT-Studiengänge oder Quereinsteiger mit IT-Know-how haben so gute Chancen einen Platz in der IT-Abteilung einer Behörde zu besetzen. Nur bringen auch sie großteils nicht das Wissen zur Umsetzung von E-Governmentprojekten mit.
Verschiedene Bildungseinrichtungen in Europa haben dieses Manko bereits erkannt und sich zwischenzeitlich um den Aufbau spezifischer Studien- und Weiterbildungsangebote gekümmert.
Die Hochschule Harz in Halberstadt hat den Bachelor-Studiengang Public Management (E-Government) ins Leben gerufen. Der Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule betritt damit Neuland: Erstmals kann in der Bundesrepublik E-Government als Schwerpunktrichtung innerhalb eines Studiengangs in einem Vollstudium über sechs Semester studiert werden. Mit dem Novum der technischen Ausrichtung auf E-Government bietet dieser Studiengang Public Management erstmals eine konsequente Verknüpfung der beiden Anwendungsgebiete an. Es werden neben juristischen Kenntnissen und modernem IT-Wissen betriebs- und sozialwissenschaftliche Kompetenzen in die Lehre einbezogen. Die Absolventen sollen danach Prozesse der öffentlichen Verwaltung nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilen, planen und computergestützt gestalten können.

Berufsbegleitender Master
Wer hingegen schon mitten im Berufsleben steht, für den bieten sich Weiterbildungen wie der neu in der Schweiz an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Lausanne zum Dezember 2004 eingerichtete Executive Master für E-Governance an. Geeignet ist der Master für Entscheidungsträger innerhalb von Staat, Verwaltung und öffentlich-rechtlichen Organisationen, die sich mit der Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) beschäftigen und die die Investitions- und Organisationsentscheidungen ihres Amtes treffen müssen. Das Programm ist international ausgerichtet und findet in sechs verschiedenen Ländern als Teilzeitprogramm über zwölf Monate statt. »Die Teilnehmer sollten mindestens fünf Jahre relevante Erfahrung besitzen und eine Führungsposition im Bereich E-Government einnehmen. Sie müssen Englisch sprechen, und den Umgang mit internationalen Partnern gewohnt sein«, erläutert Studienprogramm-Manager Thomas Zwahr. Den Lernenden soll Kompetenz im Bereich E-Governance Strategieentwicklung, Implementierung und Erfolgskontrolle vermittelt werden. Sie sollen lernen, das Potential der IKT zu nutzen, um Herausforderungen wie die Legitimations- und Finanzkrise bei Staat und Verwaltung sowie die Privatisierung von Öffentlichen Dienstleistungen zu meistern. Entlang dieser Kernelemente werden die Teilnehmer an so genannten Issue Areas wie zum Beispiel Risk Management und Security arbeiten. Darauf aufbauend sollen sie sich Konzepte und Tools aneignen, um Entscheidungen hinsichtlich organisatorischer, rechtlicher oder technologischer Veränderungen zutreffen und umzusetzen. Die Gebühr für den Lehrgang inklusive Reisekosten, Verpflegung und Studienmaterialien beträgt 29000 Euro. Es besteht die Möglichkeit sich für ein Stipendium zu bewerben. Die ersten Studierenden des neu eingerichteten Lehrganges sind zum Beispiel Direktoren von IKT-Abteilungen in Regierungsämtern, Projektleiter von E-Projekten genauso wie Manager aus der Industrie mit Schwerpunkt Government und Public Sektor.


  1. E-Governance: ­Wissenslücken schließen
  2. E-Governance: ­Wissenslücken schließen (Fortsetzung)

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