Keine planlose Akquisition

25. November 2004, 0:00 Uhr | Martin Fryba

Keine planlose Akquisition. Bei Firmenübernahmen ist es nicht anders als bei einer indischen Hochzeit: Die Braut muss nicht schön sein, das junge Paar nicht glücklich werden. Hauptsache die Mitgift auf dem Konto des Bräutigams stimmt.

Keine planlose Akquisition

So hat es Deutschlands Riese in der Systemhausbranche, die Bechtle AG, immer gehalten. Und bislang hat Gerhard Schick, der jetzige Aufsichtsrats-Chef des schwäbischen Unternehmens, immer ein glückliches Händchen in Sachen Übernahmen bewiesen. Bisweilen langte es auch, wenn die Braut sanierungsfähig war und der steuerlichen Gründe wegen einen hübschen Verlustvortrag in die Ehe mitbrachte. Beim Kauf der PSB AG im März 2003 hat sich der damalige Bechtle-Chef aber ? wie so viele andere Systemhäuser ? gründlich verrechnet. Auch wenn der Bechtle-Vorstand nun entlastend einräumt, über den Tisch gezogen worden zu sein: Es ist nun einmal die Aufgabe des Managements, alle Risikofaktoren (vor allem Lagerwerte) sorgfältig zu prüfen.

Allerdings muss man dem Bechtle-Management zugute halten, dass es den PSB-Kauf nach wie vor aus strategischen Gesichtspunkten für richtig hält.

Ein auf High-End-Server spezialisiertes Systemhaus mit bundesweit ergänzenden Standorten ist eine Bereicherung für Bechtle. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Tochtergesellschaften weit weniger Umsätze und Erträge abwerfen als ursprünglich angenommen. Man muss nur an die planlosen Zukäufe oder waghalsigen Beteiligungen anderer Systemhäuser denken, die ihre ungeliebten Töchter schnell wieder abgestoßen haben, sofern sie dazu noch in der Lage waren und nicht vor dem Amtsgericht gelandet sind.

Bechtle setzt trotz der PSB-Panne weiter auf Akquisitionen, da es für ein Systemhaus dieser Größe kaum eine andere Alternative gibt. In Neckarsulm wird man aber die Angebote künftig sicher vorsichtiger studieren. Vielleicht stellt man dazu den im operativen Geschäft stark verhafteten Vorstandsvorsitzenden Ralf Klenk auch einen ausgesprochenen Finanzexperten als Vorstand zur Seite. Andere Milliarden-Unternehmen könnten auf ihren CFO kaum verzichten.


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