Neue Runde im Bieterwettstreit um Retek zwischen SAP und Oracle. Die beiden Software-Riesen SAP und Oracle liefern sich inzwischen einen erbitterten Wettstreit um den Erwerb von Retek, einen Anbieter von Software-Lösungen für den Handel. Seit Tagen jagt ein Angebot das nächste. Der letzte Stand: Oracle hat SAPs Offerte von elf Dollar pro Retek-Aktie um 25 Cent überboten.
Am 28.Februar gab SAP bekannt, sich Retek, einen Anbieter von Software und Dienstleistungen für 496 Millionen Dollar einzuverleiben. 8,50 Dollar wollten die Walldorfer pro Aktie zahlen. Diese Unternehmung ging jedoch nicht so reibungslos über die Bühne wie geplant. Denn auch Mitstreiter Oracle interessiert sich - Larry Ellison zu Folge schon seit Oktober 2004 ? für Retek. Infolgedessen erhöhte Oracle das Angebot auf neun Dollar. SAP zog nach und legte dem Übernahmekandidaten aus Minneapolis elf Dollar für alle ausstehenden Aktien auf den Tisch. Was wiederum Oracle nicht hinnehmen wollte: »Wir werden unsere führende Position in Nordamerika nicht aufgeben«, versprach Ellison und erhöhte ? letzter Stand - auf 11,25 Dollar. Da er bisher bereits fünfeinhalb Millionen Aktien von Retek erworben hat, hält Oracle nun fast zehn Prozent und befindet sich in einer guten Position.
Beide Übernahme-Interessenten können schlagkräftige Argumente anführen, die für sie sprechen: Oracle zitiert seine bestehenden Synergien mit der Reteks Kundenbasis - rund 80 Prozent aller Retek-Kunden arbeiten mit Oracle-Technologien und 35 Prozent betreiben bereits eine Oracle- oder Peoplesoft-Anwendung. Auch würden Retek sowie Oracle auf offene Standards wie Java setzen und nicht auf proprietäre Programmierumgebungen wie SAPs ABAP. Überdies rühmt sich Chef Larry Ellison seiner Integrations-Erfahrungen, die er bei der Übernahme von Peoplesoft gesammelt hat. Dem setzt SAP entgegen: »Das Segment Handel genießt bei SAP strategische Priorität, und wir verfügen über langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Vermarktung von Lösungen für den Groß- und Einzelhandel«, argumentiert SAP-President Leo Apotheker. Auch seien Kunden nicht an eine Datenbank gebunden und mit SAP-Netweaver würde eine offene und verlässliche Plattform bieten.
Im Geschäftsjahr 2004 erzielte Retek einen Umsatz von 174,2 Millionen Dollar. Das Unternehmen bedient derzeit über 200 Kunden in mehr als 20 Ländern mit seiner integrierten Anwendungslösung für den Handel.