Viel Aufwand für kleine Verwaltungen

24. Februar 2005, 0:00 Uhr |
Zahlreiche Formulare stehen in Bodenheim schon online zur Verfügung. Foto: Verbandsgemeinde Bodenheim

Viel Aufwand für kleine Verwaltungen. Auch kleine Gemeinden möchten heute vermehrt E-Government ­einsetzen. Doch nicht immer lassen sich bundesweite Vorgaben aus Berlin auf lokaler Ebene mit vertretbarem Aufwand umsetzen.

Viel Aufwand für kleine Verwaltungen

Immer mehr Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen möchten die Internetdienste der Verwaltungen nutzen. Das Angebot unterscheidet sich immens zwischen Bundes-, Landes- und erst recht Kommunalverwaltung. Anlaufstelle für die Bürger ist aber immer das örtliche Rathaus. Hier stehen Entscheider, Räte und Administratoren ohnehin vor schwierigen Aufgaben: Neuorganisation, Einführung eines neuen Rechnungswesens, finanzielle Schwierigkeiten. Dazu kommt das immer noch neue Thema e-Government.
Die Schwierigkeiten beginnen schon mit dem Begriff. Was genau verbirgt sich dahinter? Räten und Bürgern muss erklärt werden, dass es sich dabei um die Online-Verwaltung handelt. Bei der technischen Umsetzung geht es weiter. Gerade in kleineren Verwaltungen von Gemeinden zwischen 10000 bis 45000 Einwohnern erledigt meist nur ein Administrator diese Arbeit neben der Administration des gesamten Hausnetzwerkes. Ihm fehlt meist die Zeit, sich einen Überblick über die technischen Innovationen und Weiterentwicklungen auf dem großen Markt des e-Government zu verschaffen.
Selbst wenn der Markt beobachtet wird und es dann für nötig gehalten wird, bestimmte Softwarelösungen zu beschaffen, müssen erst im Haus die Entscheider - über den Bürgermeister bis zu den Räten - überzeugt werden, damit die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen.
Gerade moderne Systeme, die nicht nur Informationen bereitstellen oder auch Interaktion ermöglichen, sondern auch Transaktionen, sind nur mit hohem finanziellen und personellen Aufwand umsetzbar. Allerdings amortisieren sich derartige Applikationen auch am schnellsten.
Die relativ kurze Lebensdauer und die schnelle Weiterentwicklung dieser Lösungen sind für kleine und mittlere Verwaltungen Fluch und Segen zugleich. Ist die Homepage erstellt, sind alle Verknüpfungen gerade fertig und jedermann ist zufrieden, fällt den Herstellern meist etwas Neues, Besseres ein. Die Entwicklung überholt den Anwender. in immer schnellerem Tempo. Bund prescht voran - kleine Kommunen hinken nach
Dies wird auch von Bund und Ländern forciert. Der Bund schreitet mit der Umsetzung von Bund-Online2005 schnell voran. Die Bundesländer folgen und stellen Lösungen bereit, die teilweise bis auf die kommunalen Ebenen Bezug nehmen. Dabei hat die einzelne Kommune kaum noch Möglichkeiten, hier Schritt zu halten. Notwendige Standards werden von Bund und Ländern gesetzt, die Kommunen müssen diese nutzen. Dabei entstehen teilweise erhebliche Kosten für die Umsetzung von Standards wie Governikus, SAGA oder x-meld, die die Kommunen selbst tragen müssen.
Die wichtigen Infrastrukturvoraussetzungen für die Einführung der elektronischen Signatur schaffen weitere Probleme. pdf-Formulare online bereitzustellen, funktioniert heute nicht so einfach mit der elektronischen Signatur. Dafür braucht man spezielle Anwendungen. Langfristig entwickelte Formularpools werden vernichtet und durch moderne Formularsysteme, die mit der elektronischen Signatur, Verschlüsselung und Möglichkeiten der Weiterverarbeitung von Daten kompatibel sind, ersetzt. Gerade die Informationsflut im Bereich der Signatur überfordert dabei meist eine kleine bis mittlere Verwaltung.

Nutzenbewertung schwierig
Selbst wenn all diese Hürden genommen wurden, was ja glücklicherweise vielen Verwaltungen gelingt, steht die Entwicklung des e-Government vor weiteren Problemen: Eine Nutzen-Kosten-Analyse muss her. Die Räte möchten Zahlen haben über die Nutzung des Homepageangebotes. Die Verwaltungseffizienz soll nachgewiesen werden. Nur wenige e-Government Produkte bieten hierzu ausreichend Auswertungsmöglichkeiten. Welches Unternehmen, welcher Bürger war auf der Homepage? Welche Funktionen, welche Formulare wurden genutzt?
Selbst wenn Instrumente eingerichtet werden, ist eine Amortisation bei weitem nicht nachweisbar. Vielmehr ist E-Government immer noch Zukunftsarbeit. Den Unternehmen und Bürgern muss vielfach noch vermittelt werden, was auf den Homepages einer Verwaltung bereits an Informationen und Funktionen zu finden ist. Verwaltungen müssen hier aktives Marketing betreiben und permanent auf neue Funktionen gezielt hinweisen. Dann amortisiert sich die Anwendung auch im Laufe der Zeit. Nicht zuletzt können die Funktionen und Informationen innerhalb der Verwaltung, zum Beispiel im Bürgerbüro oder an einem speziellen Bürgerterminal, angeboten werden.
Letztendlich muss jeder Verwaltung deutlich werden, dass e-Government, also Online-Verwaltungsdienstleistungen, langfristig der einzige Weg sein werden, die Verwaltungsarbeit weiterhin leisten zu können. Ein stetiger Stellenabbau durch enormen Kostendruck und finanzielle Engpässe zwingt die Verwaltungen, neue Wege zu gehen und diese den Bürgern anzubieten.

Oberamtsrat Werner Loh (werner.loh@bodenheim.de) ist Leiter ­Organisation und Finanzen bei der Verbandsgemeindeverwaltung Bodenheim.
Frank Täffner (ftaeffner@gstbrp.de) ist Referent für Informationssysteme
beim Gemeinde- und Städtebund ­Rheinland-Pfalz.


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