Vobis macht Zentrale dicht

19. Februar 2004, 11:47 Uhr |

Vobis macht Zentrale dicht. Aus für die Vobis-Zentrale und mindestens 20 der 150 Filialen. Gesteuert wird die Unternehmensgruppe künftig aus Potsdam. Vobis-Chef Jürgen Rakow begründet dies mit geänderten Marktgegebenheiten.

Vobis macht Zentrale dicht

Harter Schnitt bei der Vobis AG: Das Unternehmen mit 1.100 Mitarbeitern, 300 Standorten und 450 Millionen Euro Umsatz wird radikalen Sparmaßnahmen unterzogen. Bereits in der vergangenen Woche wurde die Schließung von neun der insgesamt 150 Vobis-Filialen beschlossen. Weitere elf Filialen sollen darüber hinaus noch dicht gemacht werden. Am Freitag wurde außerdem festgelegt, die Zentrale in Aachen bis Mitte dieses Jahres aufzugeben. Mit dem Aus am Vobis-Stammsitz geht zugleich die Verlegung der zentralen Steuerung des Unternehmens nach Potsdam einher. Dort unterhält der Konzern ein Call Center unter dem Namen »Icompo Net«, das nicht nur für die eigenen Firmen, also Vobis, Adam Riesig und Yakumo, arbeitet, sondern seine Dienste auch anderen Unternehmen zur Verfügung stellt.
Für die 180 betroffenen Mitarbeiter in Aachen wurden zwischen Vorstand und Betriebsrat der Vobis AG Sozialplan erstellt und Abfindungsvereinbarungen getroffen. Einige Arbeitnehmer erhielten Weiterbeschäftigungsangebote bei Konzerntöchtern. Nicht betroffen von den Einschnitten sind die Franchise-Betriebe. Details und die Meinung von Vobis-Chef Jürgen Rakow

Uwe Scherf, Betriebsratsvorsitzender der Vobis AG, bezeichnet die aktuelle Entwicklung als eine »wirtschaftliche Katastrophe für Aachen«. Denn mit der Vobis-Schließung verliert die Stadt nach dem Aus der Elsa AG und der abgewanderte Arxes AG ein weiteres IT-Unternehmen. Zusätzlich soll das von einem Logistiker gehaltene Vobis-Zentrallager aufgelöst werden.

Vobis-Chef Jürgen Rakow begründet diese einschneidenden Maßnahmen gegenüber CRN mit »geänderten Marktbedingungen«, also der Marktsättigung mit IT-Filialketten. »Es gibt mehr Vertriebsstellen, als vom Markt benötigt werden«, erklärt er. Der Vobis-Vorstand ist überzeugt, durch eine Reihe von weiteren Maßnahmen ? auch in der Sortimentstraffung ? mittelfristig aus den roten Zahlen zu kommen. Künftig, so Rakow weiter, werde es nur noch zwei Steuerzentralen für den Konzern geben: Braunschweig mit dem Distributor Adam Riesig und der Fertigungsmarke Yakumo sowie Potsdam. Neben Aachen wird auch der Standort Berlin nach Potsdam verlegt.

Nicht zum ersten Mal, seit Jürgen Rakow und Jürgen Bochmann 1999 vom Handelskonzern Metro 25 Prozent und eine Vobis-Aktie übernommen hatten, muss die Geschäftsführung den Rotstift ansetzen. Denn der Mehrheitsaktionär Metro wollte die defizitäre Vobis AG veräußern, hatte deshalb die restlichen Anteile der Verwertungsgesellschaft Divaco übertragen. Allerdings blieb die Divaco bei ihrer Suche nach weiteren Interessenten erfolglos.

Rakow dämmte nach der Übernahme durch Filialschließungen die roten Zahlen etwas, profitabel wurde das Unternehmen in den vergangenen vier Jahren aber nicht. »Es ist doch nur natürlich, wenn die Gesellschafter auch im Interesse des Unternehmens alles versuchen, dass das Unternehmen wieder floriert«, begründet Rakow die jetzt angekündigten weiteren Sparmaßnahmen.


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