Untrennbar und in eine Richtung laufen, so sollten die »Triamesischen Zwillinge« des neuen Executive Boards Cancom zügig zum Cloud-Provider transformieren. Ein chirurgischer Eingriff beendet nun diese eh seltene Laune der Natur. Die Richtung indes bleibt unverändert.
»Triamesische Zwillinge« sollten die Cancom-Gruppe in einem neu formierten Executive Board unterhalb der Vorstände führen. Damit wollte der im Juli neu zum IT-Dienstleister gestoßene Oliver Schallhorn eigentlich die überaus enge Verbundenheit mit seinen Kollegen Paul Holdschik und Jacques Diaz ausdrücken (CRN berichtete). Nun erfolgte, um in Schallhorns Bild zu bleiben, die chirurgische Trennung. Jacques Diaz hatte sie per Kündigung eingeleitet, wie Cancom auf Nachfrage von CRN bestätigt.
Der Spitzenmanager, noch bis Ende März kommenden Jahres auf der Payrole, sucht neue Herausforderung und hat sich mit Cancom auf eine sofortige Freistellung geeinigt. Spekulationen, dass sich die »Triamesischen Zwillinge« doch nicht so grün waren, wie zuvor beteuert, liegen nahe. Schließlich ist diese Konstellation in der Natur überaus selten und zudem eine genetische Fehlbildung. Also doch Streit um die richtigen Maßnahmen, um das für Cancom eminent wichtige Servicegeschäft mit der Business Cloud massiv im Markt zu positionieren? Cancom wiegelt ab. »Da ist nichts dran. Cancom zu verlassen, war eine persönlich Entscheidung von Jacques Diaz«, so CEO Klaus Weinmann gegenüber CRN. Die Stoßrichtung des Executive Boards bleibe unverändert: Die Transformation des Konzerns hin zu einem Provider von Cloud- und Managed-Services hinzubekommen, und zwar schnell und erfolgreich.
Diaz ist im Zuge einer Akquisition von ECS durch Cancom 2005 zu den Münchnern gestoßen. Seine Karriere hatte bei m+s Elektonik angefangen. Die schon früh einsetzende Krise bei Systemhäusern mit starkem Fokus auf den IT-Handel erlebte Diaz bei beiden Häusern. Sie überlebten den Strukturwandel nicht, der mit stetig sinkenden Margen im Produktgeschäft seit der Jahrtausendwende einsetzte.