Verschleppte Digitalisierung

IG Metall sieht Industrie schlecht auf Wandel vorbereitet

6. Juni 2019, 7:24 Uhr | Lars Bube
© Felix Pergande - AdobeStock

Auch die IG Metall kann Digitalisierung und Energiewende nicht verhindern. Die Gewerkschaft will aber negative Folgen für die Arbeitnehmer lindern und nimmt die Unternehmen in die Pflicht.

Viele Industriebetriebe sind nach Einschätzung der IG Metall nicht auf den digitalen und ökologischen Wandel vorbereitet. Knapp die Hälfte der Unternehmen habe keine oder keine ausreichende Strategie, den anstehenden Wandel durch Digitalisierung und Energiewende zu bewältigen, kritisierte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann am Mittwoch in Frankfurt. Die IG Metall stützt sich auf Daten und Betriebsrats-Einschätzungen aus knapp 2.000 Betrieben aus ihrem Organisationsbereich, die am Mittwoch in Frankfurt in einem sogenannten Transformationsatlas vorgestellt wurden.

»Manche machen sich gar keine Gedanken, solange die Auftragsbücher voll sind«, schilderte Hofmann einige Rückmeldungen aus der Fläche. Dabei müssten sich Betriebe und Beschäftigte auf neue Qualifikationen und Geschäftsmodelle einstellen. Dafür sei unter Einbindung der Betriebsräte intensive Weiterbildung der Beschäftigten notwendig. 96 Prozent der Betriebsräte gingen von einem höheren Qualifizierungsbedarf als in der Vergangenheit aus. »Wenn sich die Unternehmen weiterhin so defensiv verhalten, spielen sie Roulette mit der Zukunft der Beschäftigten«, erklärte Hofmann.

Während die großen Auto-Hersteller ihre Belegschaften mit In-Sourcing zuvor ausgelagerter Tätigkeiten auslasteten, fehlten bei vielen Zulieferern bislang die Alternativen, sagte der IG-Metall-Chef. Ein positives Beispiel für eine Neu-Orientierung sei der Zulieferer Kühler-Behr aus Stuttgart, der sich neben dem Motorkühler-Geschäft nun auch Technologie zur Kühlung von Batterien erschlossen habe.

In Folge der politischen Regulierungen zur Energiewende seien derzeit die schärfsten Rationalisierungen zu erwarten, die in manchen besonders betroffenen Gegenden die Industriestruktur in Frage stellten. »Es drohen sonst industrielle Wüsten.« Hofmann nannte in diesem Zusammenhang West-Thüringen, Mittelhessen und das Saarland, die stark von der Verbrennertechnologie abhängig seien.


  1. IG Metall sieht Industrie schlecht auf Wandel vorbereitet
  2. Forderung nach »Transformations-Kurzarbeitergeld«

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