Wie es gelingen kann, dass Unternehmen ihr gesamtes Wissen nutzen, erläutert Gerald Martinetz aus Sicht der Mindbreeze GmbH.
CRN: Herr Martinetz, der Hype um Big Data ist groß. Welche Vorteile stecken für Unternehmen in der Auswertung von Daten und in der Verknüpfung von Wissen?
Gerald Martinetz: Die Vorteile, die eine sinnvolle Verknüpfung von Daten mit sich bringt, sind weitreichend. Was Big Data besonders interessant macht, ist, dass Daten und Dokumente branchenunabhängig in beinahe jedem Unternehmen gesammelt werden. Für viele Unternehmen ist es ein Anreiz, genau dieses schlummernde Potential, das in den vorhandenen Daten steckt, auszuschöpfen. Eine effiziente Datenverknüpfung ist eine profunde Basis für Entscheidungsfindungen. Die Verknüpfung und Auswertung von Daten kann etwa der Marketingabteilung einen Überblick von Erfolgen verschiedener Werbekanäle bieten oder dem Verkaufsteam Einblicke in alle Informationen zu einem Kunden geben. Sie hilft aber auch, Wartezeiten im Kundenservice zu verkürzen. Wird zum Beispiel eine E-Mail an den Kundenservice eines Unternehmens übermittelt, kann diese Anfrage völlig automatisiert zur zuständigen Person weitergeleitet werden. Das spart Zeit und erhöht in unserer schnelllebigen Gegenwart gleichzeitig die Kundenzufriedenheit.
CRN: Wissen viele Unternehmen nicht, was sie wissen?
Martinetz: Ja. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren die Digitalisierung forciert und unzählige Daten angehäuft. Problem hierbei ist jedoch häufig, dass die Dokumente nun zwar digital vorhanden sind, sich die Arbeitsprozesse selbst aber kaum bis gar nicht verändert haben. Es ist deshalb keine Seltenheit, dass sich Unternehmen im Datendschungel überfordert fühlen und relevante Daten nicht zeitgemäß auffinden. Sie wissen tatsächlich nicht, was sie eigentlich wissen. Dieses Phänomen zeigt sehr gut, dass Big Data weit über die einfache Ansammlung von Daten hinausgeht. Es ist eben genau diese sinnvolle Verknüpfung, die den erhofften Mehrwert generiert und die zuvor genannten Vorteile ermöglicht.
CRN: Welche Rolle spielt dabei die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz?
Martinetz: Es gibt schon einige erfolgreiche Anwendungsfälle wie etwa die Klassifizierung von Dokumenten. Mithilfe der Analyse von Dokumenten der Vergangenheit können intelligente Systeme lernen und neue Dokumente dank dieses selbsterlernten Wissens mit zunehmender Genauigkeit klassifizieren. Auch wenn die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz erst in der Anfangsphase steckt, sehen wir hier großes Potential.
CRN: Gartner hat den Begriff »Insight Engine« eingeführt. Was bedeutet das und welche Einsatzszenarien ergeben sich daraus?
Martinetz: »Insight Engines« verabschieden sich vom herkömmlichen »Suchfeld und Ergebnis«-Schema. Anders als Enterprise Search-Lösungen liefern sie statt Suchergebnissen gleich die benötigte Information. Dies wird über eine Suchanfrage in natürlicher Sprache ermöglicht. Das Stichwort heißt Natural Language Processing oder NLP.
CRN: Ein weiteres Schlagwort ist »Augmented Information«. Was hat es damit auf sich?
Martinetz: Dadurch entsteht eine 360-Grad-Sicht auf das gesamte Unternehmenswissen, die einen Überblick über alle relevanten Informationen ermöglicht, etwa über einen Kunden, einen Geschäftsfall oder ein Bauteil. Davon profitiert etwa ein Kundenmanagement-Center, da beim Telefonat oder im direkten Gespräch sämtliche Informationen über die bestehenden Verträge, Rechnungen, Anrufe oder Anfragen über den Kunden in einer kompakten Zusammenfassung auf einen Blick ersichtlich sind und somit das Anliegen kompetent bearbeitet werden kann. Diese Verknüpfung von Daten und Informationen stellt einen wertvollen Vorteil im Wettbewerb um Kunden und Aufträge dar.
CRN: Big Data hat das Problem, dass sich aus den Analysen schwer Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Ist »Humanized Big Data« eine Lösung dafür und wie sieht die aus?
Heutzutage ist es wesentlich, jene Potenziale, die durch die Digitalisierung entstehen, zu identifizieren und für das Unternehmen nutzbar zu machen. Darum geht der Trend immer mehr in Richtung »Humanzied Big Data«. Das bedeutet, Daten so aufzubereiten, dass auch Nicht-Data Scientists klare Antworten daraus ablesen und diese als Entscheidungsgrundlage nutzen können. Dafür ist es nötig, zwischen Daten, Informationen und Insights zu unterscheiden. Daten sind rohe unbearbeitete Fakten, für gewöhnlich Nummern oder Texte. Informationen sind aufbereitete Daten und bieten mehr Inhalt. Insights werden durch die Analyse von Informationen und das Ziehen von Schlussfolgerungen erzeugt. Werden diese Daten so aufbereitet, dass Entscheidungsträger rasch Maßnahmen ableiten können, spricht man von einem »Actionable Insight«. Um dies zu erreichen, bieten Insight Engine-Lösungen die richtige Basis.
CRN: Welche Lösungen bietet Mindbreeze an?
Martinetz: Mindbreeze bietet für jegliche Brachen und Unternehmensgrößen Lösungen an. Die Einsatzgebiete reichen von Kundenservice und eGovernment über Gesundheits-, Versicherungs-, Bildungs- und Bankenwesen bis hin zur Telekommunikations-, Auto- und Flugindustrie.
CRN: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Partnern?
Martinetz: Alle unsere Partner wurden bereits zu zertifizierten Mindbreeze-Experten ausgebildet. Grundsätzlich decken sie zwei Tätigkeitsfelder ab. Einerseits den Vertrieb in unterschiedlichen Branchen und Ländern und andererseits die Projektabwicklung beim Kunden.
Regelmäßige Meetings, in denen Informationen über potentielle Neukunden, die Zusammenarbeit mit aktuellen Kunden, Fortschritte, offene Fragen oder Vorschläge zu Produktfeatures geklärt werden, sind natürlich notwendig. Außerdem werden unsere Partner mit Angeboten wie dem Partnershop oder dem CRM-System zusätzlich von uns unterstützt.
CRN: Wie groß ist das Partnernetzwerk von Mindbreeze?
Martinetz: Wir haben unseren indirekten Vertrieb mittlerweile auf über 40 internationale Partner ausgebaut, womit wir nun alle großen Regionen und sämtliche Zeitzonen abdecken.