Produkte noch unausgereift

Biometrie: Experte warnt vor allzu optimistischen Wachstumshoffnungen

10. September 2010, 6:59 Uhr |

Biometrische Systeme werden weltweit verstärkt zur Grenz-, Zutritts- und Zugangskontrolle eingesetzt. Seit Jahren wird der Boom dieser Technik angekündigt. Die Abteilung "Identifikation und Biometrie" des Fraunhofer IGD, der weltweit führenden Einrichtung für angewandtes Visual Computing, beobachtet die Marktentwicklung und warnt vor zu hohen Erwartungen.

Der Biometriemarkt in Europa, Nahost und Afrika legt seit 2004 ständig zu. Nach einer Prognose
der Unternehmensberatung Frost & Sullivan steigt das Umsatzvolumen für Biometrie weltweit von
216,1 Millionen in 2008 auf 1,058 Milliarden Euro in 2015. Dies entspricht einem durchschnittlichen
Jahreswachstum von 25,5 Prozent. Nach Ansicht Alexander Nouaks, Biometrieexperte und Leiter
Identifikation und Biometrie am Fraunhofer IGD, sind solche optimistischen Wachstumsvorhersagen von
mehreren Faktoren abhängig. "Ein Biometrie-Boom ist keinesfalls sicher", sagt Nouak heute. "
Entscheidend wird sein, die Rahmenbedingungen hierfür in den kommenden Jahren zu verbessern."

Nach Nouak gibt es eine ganze Reihe nicht ausgereifter Biometrieprodukte auf dem Markt.
Einheitliche Standards für Qualität, Datenschutz und Sicherheit fehlen noch weitestgehend.
Behörden, Wirtschaft und Privatpersonen verlieren sich leicht in der Vielzahl unterschiedlicher
Verfahren und Systeme. "Erst wenn der überwiegende Teil der Finger-, Gesichts- und Iris-Scanner
verlässliche alltagsfähige Produkte sind, ist der Massenmarkt zu erreichen", erklärt Nouak. "Für
die Kunden muss auch eine wirkliche Alternative zwischen qualitativ hochwertigen Angeboten
bestehen."

Einheitliche Standards, die die Kombination der Produkte unterschiedlicher Hersteller
ermöglichen, sieht Nouak ebenfalls als eine wichtige Voraussetzung. "Wenn beispielsweise ein
Unternehmen Fingerscanner für die Zutrittskontrolle zu Büroräumen nutzt, dann müssen diese noch
alle vom selben Hersteller sein", sagt Nouak. "Ein Umstand, der noch sehr unbefriedigend ist und
durch einheitliche Standards behoben werden könnte. Biometrie sollte so kompatibel sein, wie
unterschiedliche Telefone in einer Telefonanlage."

Weitere Informationen:

www.cast-forum.de/workshops/infos/131>

www.igd.fraunhofer.de/idb/>

LANline/jos


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