Von Staatswegen durchgeführte Überwachungen von Internet und E-Mail sorgen für erhebliches Unbehagen bei Computernutzern - zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Sicherheitsumfrage von Avira. Der deutsche Antivirenexperte hat im Oktober 2959 Besucher seiner Homepage www.free-av.de die "Gewissensfrage des Monats" gestellt: "Hand aufs Herz, haben Sie Angst vorm Bundestrojaner?"
Das Votum ist eindeutig: 69 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass Deutschland mit dem Bundestrojaner auf dem direkten Weg zum Überwachungsstaat ist. Etwas differenzierter betrachten 13 Prozent der Befragten die Lage. Sie akzeptieren das Vorgehen der Bundesregierung unter der Voraussetzung, dass die staatliche Schnüffelsoftware nur ganz gezielt eingesetzt wird. Knapp neun Prozent der Internetnutzer machen sich überhaupt keine Sorgen, denn ihre Devise lautet: "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten". Weitere vier Prozent verstehen die Aufregung bei diesem Thema nicht – sie halten den Bundestrojaner für keine ernstzunehmende Bedrohung, sondern einen Medien-Hype. Lediglich fünf Prozent der Befragten befürworten die staatlichen Onlinekontrollen. Sie gaben Avira gegenüber an, dass der Bundestrojaner im Anti-Terror-Kampf eine längst überfällige Maßnahme sei.
Wie Tjark Auerbach, Gründer und Geschäftsführer der Avira erklärt, führt der Bundestrojaner aber nicht automatisch zum gläsernen Internetnutzer: "Ein Trojaner ist und bleibt eine Spionagesoftware. Auch der Staat kommt nicht umhin, einem funktionierenden, massenwirksamen Bundestrojaner schadsoftwaretypische Komponenten einzubauen. Die so genannte heuristische Erkennung eines Virenscanners untersucht die Anhänge in E-Mails und Downloads genau auf jene verdächtigen Eigenschaften. Sollten charakteristische Funktionen implementiert worden sein, wird dies von einem zuverlässigen Virenscanner im Vorfeld gemeldet und der Anwender gewarnt. Aufgrund dieses technischen Verfahrens sind für eine Antivirensoftware damit alle Trojaner gleich."
Als Mitglied der Initiative "IT Security Made in Germany" (ITSMIG) will Avira seinen Anwendern Gewissheit verschaffen: Der Tettnanger Virenschutzanbieter hat jüngst eine so genannte Selbstverpflichtung unterzeichnet. Darin erklärt der Hersteller ausdrücklich, dass die Antivirensoftware Avira AntiVir weder für den beruflichen noch für den privaten Einsatz verdeckte Zugangskennungen und Zugangsmechanismen enthält, die Dritten einen vom Kunden nicht kontrollierten Zugriff auf das Computersystem ermöglichen oder sicherheitsrelevante Funktionen deaktivieren.
Heftige Kritik am Bundestrojaner hatte vor kurzem bereits die Exportinitiative "IT Security made in Germany (ITSMIG)"
angemeldet, und selbst das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) verzeichnet einen
Imageverlust durch die Diskussion um die Schnüffelsoftware.
LANline/jos