Security und Verfügbarkeit für Content-Anbieter

Content-Delivery optimiert und sicher

18. Oktober 2007, 22:00 Uhr | Mirko Kinigadner/wj Mirko Kinigadner ist Head of Premium Sales bei Verisign in Österreich.

Content-Anbieter im Internet müssen an ihre Plattformen besondere Verfügbarkeits- und Sicherheitsanforderungen stellen, um die Kunden zufrieden zu stellen. Die Lösungen müssen das Kundenverhalten berücksichtigen.

Das Marktforschungsunternehmen IDC rechnet für 2010 allein in den USA mit einem Umsatz von 1,7
Milliarden Dollar für Internet-Video-Service. Allerdings gibt es laut IDC auch noch erhebliche
technische und rechtliche Hürden. Trotz des großen Bedarfs bevorzugen die meisten Verbraucher
bisher noch immer den Videoladen an der Ecke. Im Netz nämlich haben sie mit langen Download-Zeiten
und Abbrüchen zu kämpfen, und die Qualität der herunter geladenen Filme lässt oft zu wünschen
übrig. Das Internet wurde einfach nicht dafür entworfen, extrem große Datenmengen zu übertragen,
und die nach wie vor hohen Kosten für Bandbreiten machen den Anbietern das Leben zusätzlich schwer.
Zudem möchten Verbraucher gern die Wahl haben, wie und mit welchen Geräten sie ihre erworbenen
Inhalte nutzen. Die Anbieter von bewegten Bildern müssen sich darauf einstellen, ihre Angebote so
flexibel wie möglich zu gestalten.

Daher ist die Anzahl der Unternehmen, die datenintensive Inhalte über das Netz anbieten, zurzeit
noch überschaubar. Mit der zunehmenden Verbreitung von schnellen Breitbandanschlüssen nimmt die
Nachfrage allerdings stetig zu, und im Zuge der sinkenden Preise wird der Service selbst für
kleinere Verlage und Firmen der Unterhaltungsindustrie attraktiv.

Die Anforderungen an ein Content-Delivery-Netzwerk (CDN) sind auf den ersten Blick simpel – es
sollte flexibel, hervorragend skalierbar, effizient, zuverlässig, sicher und kostengünstig sein. Im
Mittelpunkt jeder guten Lösung steht die Geschwindigkeit und Qualität der Downloads. Kommt es
dennoch ausnahmsweise zu einer Unterbrechung der Verbindung, sollte der Download problemlos sofort
wieder aufgenommen werden können – und zwar nicht von Anfang an, sondern von dem Punkt aus, an dem
der Abbruch erfolgte. Darüber hinaus muss sich die Datei in beliebigen Formaten publizieren,
zwischenspeichern oder streamen und an Windows-, Mac- oder Linux-Systeme übertragen lassen.
Weiterhin sollte ein CDN möglichst vielfältige Optionen für das Digital-Rights-Management bieten
und alle denkbaren Geschäftsmodelle unterstützen – von der freien Nutzung über den Einsatz von
Werbung bis zu Zahlungsoptionen wie Kauf, Verleih, Pay-per-View oder Abonnement. Auch
Individualisierungsfunktionen wie spezielles Branding für den Content-Anbieter sind wünschenswert.
Und schließlich haben die Unternehmen, die ihre Videos zur Verfügung stellen, auch großes Interesse
an exaktem Reporting und Nutzungs-Tracking – wie oft wurde ein Video gespielt, bis zu welchem Punkt
wurde es gesehen? Optimal ist es, wenn selbst Offline-Nutzungen in den Report mit eingehen.

Für die Content-Auslieferung gibt es eine Reihe von technischen Lösungsansätzen. Teuer ist der
Betrieb eines eigenen Datenzentrums, weil es immer auf die Spitzennutzung ausgelegt sein muss. Oft
liegen dann Potenziale brach. Besser ist eine Mietlösung: Der Content-Anbieter nutzt ein CDN eines
Infrastruktur-Providers und zahlt für die genutzten Kapazitäten. Noch flexibler und effizienter ist
das Peer-to-Peer-Modell (P2P). Es funktioniert nicht anders als bei den beliebten Tauschbörsen: Die
User laden sich die Daten von anderen Nutzern, die den Content bereits heruntergeladen haben. Je
mehr User sich den gleichen Content laden, um so mehr Anbieter gibt es für das Filesharing. Sobald
sich der Content verteilt hat, verlagert sich die Last vom originären Downloadserver in das Netz.
Allerdings ist das System nur effizient, wenn viele den Content tatsächlich beziehen. Ein Anbieter,
der eine bestimmten Servicequalität anstrebt, hat bei reinem P2P keine Kontrolle. Optimal ist daher
eine Kombination: ein traditionelles Content Delivery Network als Backbone mit einem sicheren,
effizienten und skalierbaren P2P-Modell. Die Anbieter müssen nur für eine moderate Abdeckung der
Download-Kapazitäten sorgen, denn das P2P-Netzwerk federt Belastungsspitzen ab.

Bisher setzen die meisten Anbieter aber immer noch auf klassische Servernetzwerke. Der größte
CDN-Anbieter mit einem Marktanteil von zirca 60 Prozent ist Akamai. Das Unternehmen stützt sich auf
ein Servernetzwerk in über 750 Städten, auf denen der Content zwischengelagert wird und das über
zentrale Knoten und Backbones miteinander verknüpft ist. Auf die gleiche Technik greift das
amerikanische Unternehmen Limelight zurück, das Unternehmen wie Microsoft, Myspace, Facebook und
Dreamworks zu seinen Kunden zählt. Der südkoreanische Caching-Spezialist Cdnetworks gilt
augenblicklich als die Nummer drei im Markt. Weitere Wettbewerber sind China Cache, Vital Stream,
der Webhoster Navisite sowie Mirror-Systems und Internap. Auf ein Peer-to-Peer-Netzwerk baut man
bei Bittorrent. Eine Kombination aus klassischem Servernetzwerk und P2P-Lösung schließlich bietet
das amerikanische Unternehmen Verisign, das für die Zwischenspeicherung seines Inhalteangebots auf
die Serverinfrastruktur für ".com"- und ".net"-Domains zurückgreift. Hier sind prominente
europäische Kunden wie BBC und Channel 4 vertreten.

Insbesondere das P2P-Vertriebsmodell trifft – meist aufgrund des zweifelhaften Rufs vieler
traditioneller P2P-Angebote im Internet – oft noch auf Sicherheitsbedenken. Allerdings
unterscheidet sich ein kommerzielles P2P-Modell in einigen wesentlichen Punkten von einem
Filesharing unter Privatnutzern. Dazu zählt, wie schon erwähnt, ein weltumspannender,
leistungsfähiger Backbone, der sicher stellt, dass der Content immer verfügbar ist. Ein solches P2P
erreicht eine optimale Performance dank zentraler Server, auf denen jeweils eine Masterkopie liegt.
Diese "springen ein" sobald die Peers zu langsam sind. Ein kommerzielles P2P hat ferner eine
individuell anpassbare Download-Delivery-Engine, um etwa das Branding des Kunden wiederzugeben und
Funktionen wie Abonnementmanagement zu realisieren. Darüber hinaus muss kommerzielles P2P
Anforderungen der Rechteinhaber mit integriertem DRM-System, Authentifizierung und Zugangskontrolle
genügen. Das Ziel ist ein sicheres System, das verhindert, dass nicht freigegebene Inhalte
veröffentlicht werden. Darüber hinaus sorgt eine Prüfung auf Viren, Verschlüsselung und digitale
Signaturen dafür, dass Enduser garantiert "nicht infizierten" Content auf ihre Festplatte
laden.

Zu den Mindestsicherheitsanforderungen an ein kommerzielles P2P-Angebot zählen aus
Anbietersicht:

Eine sichere HTTPS-Übertragung zum Schutz von Inhalten beim Hochladen,

eine Prüfung aller Dateien auf Viren einschließlich stündlicher
Virus-Updates,

das Hinzufügen einer digitalen Signatur während des Publizierens zur Erkennung
beziehungsweise Vorbeugung von Speicher- und Übertragungsfehlern – bevor Inhalte heruntergeladen
werden können, muss die Signatur verifiziert werden –,

der Schutz des Contents durch Authentifizierung und Zugangskontrollen, um
Inhalte nur autorisierten Benutzern zur Verfügung zu stellen,

Systeme zur Lokalisierung von IP-Adressen, damit der Zugriff nur von
bestimmten Regionen aus erfolgen kann,

Unterstützung für eine möglichst viele Digital-Rights-Management-Lösungen,
Formate und Mediaplayer,

eine Option zur "Bindung" des Contents an bestimmte PCs in Verbindung mit der
DRM-Lösung, um unerwünschte Kopien zu verhindern und

die Option für ein detailliertes Reporting.

Mit den genannten Sicherheitsfeatures ist ein kommerzielles P2P-System aus Anbietersicht ebenso
unbedenklich wie ein klassisches Servernetzwerk, bietet aber Vorteile bei plötzlichen
Belastungsspitzen. Der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Techniken bleibt auf jeden Fall
spannend, denn der Markt wächs, und mit der zunehmenden Verbreitung von schnellen
Internetverbindungen und HD-fähigen Fernsehern wird auch das Angebot an hochauflösenden Inhalten
stark zunehmen.


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