Der Spielzeughersteller Mattel hat sich ein interessantes Konzept dafür ausgedacht, in seiner virtuellen " Barbiegirls"-Welt sichere Internet-Chat-Rooms für kleine Mädchen zu schaffen: Kern des Systems ist eine Barbie-ähnliche Puppe, die in einer per USB angeschlossenen Docking-Station am PC der jungen Internetnutzerin sitzt. Jedes "Barbiegirls-Device" enthält einen "Unique Identifier" - eine nur einmal vergebene digitale Kennung. Bevor zwei oder mehrere Freundinnen auf auf der Barbiegirls-Plattform miteinander Kontakt aufnehmen können, müssen sie sich in der realen Welt kennengelernt und ihr Puppen-Device einmal in die Docking-Station der Freundin gesteckt haben. Ungebeteten Chat-Teilnehmern dürfte es so relativ schwer fallen, sich in die virtuellen Gesprächsrunden der Mädchen einzuschleichen, und Eltern behalten leichter den Überblick über den Freundeskreis ihrer Kleinen.
In US-Fachkreisen, beispielsweise in Kim Camerons
Identity Weblog, wird das System bereits als Zeichen diskutiert, dass
benutzerzentriertes Identitätsmanagement nun endlich "Mainstream" werde. Mattels Idee, das Token-Prinzip für die Sicherheit von Kindern im Internet nutzbar zu machen, findet durchaus Anerkennung. Zugleich kommt aber auch Kritik auf, denn jede Identitätspuppe kostet knapp 60 Dollar und funktioniert nur mit einem Windows-PC. Die gewonnene Sicherheit, so merken etwa die Leser des Magazins "
Wired" an, steht also nur Kindern zahlungskräftiger Eltern zur Verfügung.
Ein wenig Häme ernten auch einige weitere Sicherheitsmerkmal der Barbiegirls-Chatrooms. Wer beispielsweise keine Puppe hat, darf die Tastatur nicht benutzen. Das Mädchen wird beim Chatten stattdessen auf eine Auswahl von Grußformeln beschränkt, die Mattel vordefiniert hat. Und auch mit Puppe sind nur Wörter zulässig, die in einer Mattel-Whitelist stehen. Der Anbieter garantiert allerdings, permanent "neue coole Wörter" hinzuzufügen.
Dieser zugleich restriktive und normierende Umgang mit Sprache findet unter den interessierten Eltern keineswegs ungeteilte Zustimmung. Auch die frühe Gewöhnung an Zensur und Kontrolle lehnt einer der Teilnehmer an der Wired-Diskussion ab und stößt dabei prompt auf Gleichgesinnte. Kim Cameron, Architect of Identity and Access bei Microsoft und Autor des schon erwähnten Identity-Weblogs, fordert mit Blick auf solche Bedenken für Eltern zumindest einen Zugang zu den Whitelist-Settings des Systems.
LANline/wj