Die europäische Security-Konferenz ISSE fand 2007 in Polen statt und bewährte sich erneut als hochkarätiges, interdisziplinäres Informationssicherheits-Event mit einem starken Fokus auf dem Sektor E-Government.
Die ISSE (Information Security Solutions Europe) fand 2007 zum neunten Mal statt und zog erneut
Hunderte von Teilnehmern an. Traditionell spielten neben Wirtschaft und Forschung Aspekte des
IT-Einsatzes in staatlichen Institutionen eine wichtige Rolle. Begrüßt wurden die Besucher von
Norbert Pohlmann (Teletrust, Deutschland), Grzegorz Bli´zniuk (polnisches Innenministerium), Roger
Dean (Eema), Andrea Pirotti (Executive Director, ENISA) und Krzysztof Silicki (CTO, NASK).
Europäische Institutionen wie die ENISA (European Network and Information Security Agency) und
nationale Behörden gaben auf der ISSE Einblicke in ihre Arbeit. "Erfahrungsaustausch" ist dabei das
zentrale Motto. Zu einer Spezialität des Events haben sich die hochkarätigen Podiumsdiskussionen
mit reger Beteiligung des Publikums entwickelt.
Themen der Konferenz waren unter anderem Trusted Computing, Sicherheits- und
Identitätsmanagement, IT-Sicherheitspolitik und mobile Sicherheit. Bis zu fünf Tracks liefen am
25., 26. und 27. September parallel, wenn man den kommerziellen Track und die integrierte polnische
"Secure 2007", Polens traditionsreichste Sicherheitskonferenz für Telekommunikation und
Datennetzwerke, mit einbezieht.
Bemerkenswert ist, was nach den bescheidenen Anfängen mit einer Podiumsdiskussion 2006 aus dem
Bereich "Awareness" auf der ISSE geworden ist: ein ganzer Track in einem gut gefüllten Saal. Die
Referenten berichteten über Kampagnen für mehr Sicherheitsbewusstsein bei Unternehmensmitarbeitern
und Bürgern, wobei Klaus Schimmers (SAP) und Sharon Conheadys (Ernst & Young) Vorträge über
Social Engineering ebenso eindrucksvoll auffielen wie Anna Rywczy´nskas und Agnieszka Wrzesie´ns
Präsentation einer Multimediakampagne zur Warnung vor Gefahren für Kinder im Internet. Leiterin des
Tracks war Isabella Santa (ENISA).
Eine von Klaus Schimmer vorbereitete Podiumsdiskussion unter Leitung von LANline-Redakteur
Johannes Wiele schloss die Vortragsreihe ab – hier war es neben Dirk De Maeyer (KPMG,Belgien), Arno
Fiedler (Nimbus Network, Deutschland) und Klaus Kristensen (Parkegaard & Kristensen Sikkerhed,
Dänemark) wieder einmal Gigi Tagliapietra (Clusit, Italien), der die Runde mit Temperament und
prägnanten Aussagen in Schwung hielt: "Vertrauenswürdigkeit", so meinte er zur in Lissabon (siehe
S. 8) heftig diskutierten Frage der Reputation von Ratgebern im Bereich Informationssicherheit, sei
ein viel zu hoch aufgehängtes Prinzip, der Anwender erwarte viel mehr "Verlässlichkeit" von den
Personen hinter einer Awareness-Kampagne. Und die These, ein Mensch setze sich für Sicherheit nur
aktiv ein, wenn er auch etwas bewegen zu können glaube, untermauerte er kurzerhand mit einem
Filmausschnitt aus dem "Herrn der Ringe" – jener Szene, in der eine Fee dem allzu kleinen Helden
erklärt, dass sein Beitrag sehr wohl wichtig sei, um die Welt zu retten. "Awareness-Arbeit ist doch
Showbusiness", meinte Tagliapetra verschmitzt.
Die Bundesrepublik Deutschland hat die ISSE neben ihrem positiven Engagement in diesem Jahr auch
auf eine Weise geprägt, die den Vertretern des Landes wenig Freude bereitet: "The bundestrojaner"
war, so wussten Pressekollegen und Konferenzbesucher aus den verschiedensten Sitzungen zu
berichten, Gegenstand vieler bohrender Fragen an Referenten und Diskussionsteilnehmer. Der Begriff
schickt sich offenbar sogar an, nach "the kindergarten", "kaputt" und "the schadenfreude" einen der
seltenen deutschen Beiträge zur englischen Sprache zu leisten. Dem Ansehen der deutschen Politik
und Wirtschaft sind die Aktionen Schäubles zurzeit jedenfalls alles andere als zuträglich.