Weil das Statement zur Auflösung von der Hackergruppe REvil verbreitet und möglicherweise sogar in Teilen geschrieben wurde, gehen manche Beobachter davon aus, dass sie es auch gewesen sein könnte, die die Assets »beschlagnahmt« oder die Behörden dabei unterstützt hat. Immerhin gilt REvil als eine Art Marktführer bei Ransomware-as-a-Service und hatte zuletzt mit der Erpressung von Acer und Apple für Aufsehen gesorgt. Mit der Operation, so die These, habe REvil sich den aufstrebenden Konkurrenten vom Leib schaffen wollen. Trotz deren immer wieder kolportierter Nähe zu russischen Geheimdiensten spricht dagegen allerdings, dass es Krebs Recherchen zufolge auch enge Verbindungen zwischen den Hintermännern der beiden Hackergruppen geben soll. Und auch REvil hat aktuell ein nicht unerhebliches Problem, da die Krypto-Plattform BitMix, die von verschiedenen Cyberkriminellen wie auch REvil und Darkside zum Verschieben und Waschen ihrer Lösegelder genutzt wurde, aus bisher unbekannten Gründen plötzlich ihren Dienst eingestellt hat.
Zudem werden nun auch REvil selbst und einige andere Akteure sichtlich nervös. So wollen etwa einige einschlägige Foren wie das russische XSS künftig keine Diskussionen und Links zu Ransomware-Diensten mehr zulassen. Nicht etwa, weil sie das Geschäftsmodell der digitalen Erpressung plötzlich für verwerflich hielten, sondern, weil ihnen die Aufmerksamkeit mit den spektakulären Fällen der letzten Wochen zu groß geworden sei, wie sie bekunden. Gleichzeitig kündigt REvil eine Art ethischen Codex für zukünftige Ransomware-Angriffe an. Demnach dürfen die Partner künftig keine sozialen Organisationen wie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen sowie staatliche Stellen und Behörden mehr mit ihrer Malware in digitale Geiselhaft nehmen. Um das sicherzustellen, sollen die Kunden vorab melden müssen, wen sie anzugreifen gedenken.
Doch einlullen lassen sollte man sich von derlei Charme-Offensiven nicht. Selbst wenn die Cyberkriminellen sich daran halten und künftig die Bevölkerung und Politik verschonen, ist klar, dass sie ihre Raubzüge gegen Unternehmen fortführen werden. Und auch für die vermeintlich verschonten bleibt die Gefahr ganz real.