Dass es offenbar auch in der Cybercrime-Szene Modeerscheinungen gibt, zeigt eine aktuelle Warnung von Kaspersky. Das Sicherheitsunternehmen verzeichnet eine dramatische Zunahme von Fake-Antiviren-Programmen um über 300 Prozent.
Anders als bei der letzten Schwemme mit fingierter Antiviren-Software im Jahr 2009, als Cyberkriminelle versuchten, Anwender-Computer auf der ganzen Welt der vermeintlichen Antiviren-Software zu infizieren, sind die Entwickler von Fake-Antiviren-Programmen nun ausschließlich an Angriffszielen in den Industrienationen und einigen Schwellenländern interessiert. Dazu gehören neben den USA unter anderem auch Kanada, Großbritannien, Australien und Indien. Spezielle Fake-Antiviren-Programme für den Mac erleben ebenfalls eine Renaissance und zeigen, dass Besitzer der Apple-Rechner zunehmend unter Beschuss stehen.
Darüber hinaus ist das Surfen im Web vor allem in einigen Industrienationen und Schwellenländern gefährlich. 87 Prozent der infizierten Webseiten konzentrieren sich auf zehn dieser Länder. In gefährdeten Ländern wie Russland, dem Irak und Oman sind 40 bis 60 Prozent der Surfer Webangriffen ausgesetzt. Doch schon bei 40,2 Prozent der Angriffsorte sind die USA zu finden – nicht zuletzt wohl aufgrund der gestiegenen Angriffe durch Fake-Antiviren-Software. Zur Mittelgruppe zählen China (34,8 Prozent), Großbritannien (34,6 Prozent), Spanien (27,4 Prozent), Italien (26,5 Prozent), Frankreich (26,1 Prozent) und schließlich die Niederlande mit 22,3 Prozent. Zu den relativ sicheren Ländern zählen unter anderem die Schweiz (20,9 Prozent), Polen (20,2 Prozent) und Deutschland (19,1 Prozent).
Bei lokalen Gefahren auf Anwender-PCs sind lückenhafte Betriebssysteme und Anwendungen das Hauptrisiko. Während Windows sich inzwischen als sehr sicher erweist, sehen die Experten Flash-Anwendungen in Adobe- und Java-Software von Oracle in einem kritischen Licht. Das zweite Quartal 2011 zudem von einem starken Anstieg von Schädlingen für mobile Plattformen geprägt, und zwar mit Java (J2ME; Java 2 Micro Edition) für ältere Smartphones und einfache Telefone sowie Android für aktuelle Smartphones. Im Vergleich zum ersten Quartal 2011 verdoppelte sich die Zahl der hinzugefügten Einträge, die Schadprogramme unter J2ME feststellen. Die Zahl der Schadprogramme unter Android stieg um das Dreifache. Die Online-Betrüger nutzen in diesem Umfeld Premium-Nummern und Abonnements für kostenpflichtige Dienste, mit deren Hilfe sie das mobile Konto des Telefonbesitzers plündern.