Doch die Digitalisierung sorgte für einen gerechten Ausgleich, indem zur gleichen Zeit mit Geldautomaten eine Art rund um die Uhr frei zugänglicher Tresor eingeführt wurde, der seither das Hauptaugenmerk der Bankräuber ist. So wurden Banken in den letzten 40 Jahren eher ausgeraubt, indem die für alle am Geldkreislauf Beteiligten praktischen Automaten entweder komplett entwendet, oder gleich vor Ort aufgesprengt wurden. Immer wieder überstieg der dabei entstandene Sachschaden an den bis zu 50.000 Euro teuren Automaten den Wert der Beute – besonders, weil sich die Gangster regelmäßig vergriffen und den Kontoauszugdrucker erwischten.
Deshalb hat sich in den letzten Jahren eine neue Generation Bankräuber etabliert. Zunächst konzentrierten sich diese darauf, den Karteneinzug zu manipulieren und sich so die Daten und das Geld der Kunden zu erschleichen. Ausgeklügelte Chips in den Karten und neue Einzugsschächte machen dies inzwischen jedoch fast unmöglich.
Deshalb setzen die »Digital Natives« jetzt lieber auf den Umstand, dass sich im Inneren der Automaten nur wenig getan hat. In den meisten Automaten stecken handelsübliche PCs mit Windows XP, die sich per USB-Stick mit Schadsoftware infizieren lassen. Wie Kaspersky unlängst nachgewiesen hat, können die Gangster dann mit Admin-Rechten ausgestattet ganz bequem nachsehen, ob sich ein Raubzug überhaupt lohnt und erst dann die Geldkassetten per Knopfdruck leeren.
Die digitale Revolution bringt somit eine klassische Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Der Kunde muss nicht mehr um sein sauer Erspartes fürchten, die Bank spart sich den teuren Austausch zerstörter Automaten und die Gangster können Sonntagnachts in aller Ruhe gewaltfrei »abheben«. Dass sie dafür auf den Ruhm ihrer draufgängerischen Vorgänger verzichten müssen, nehmen die Bankräuber 2.0 gerne bescheiden in Kauf.