Die Software-Initiative Deutschland e.V. (SID) erweitert ihr Projektspektrum und ruft eine Expertenkommission für das Thema Identity-Management ins Leben. Das neue Gremium soll laut SID vor allem Aufklärungsarbeit leisten und Unternehmen Lösungswege aufzeigen, die vor der Implementierung stehen oder mit einem bereits existierenden System Schwierigkeiten haben. Als erste Maßnahme werde zur Zeit an einem Implementierungsplan gearbeitet. Das Arbeitspapier soll in Kürze veröffentlicht werden.
„Nicht nur mittelständische Betriebe unterschätzen die Komplexität eines
Identity-Management-Projekts und klassifizieren es irrtümlicherweise als reines IT-Projekt“,
berichtet Peter Weierich von Völcker Informatik, der der Expertenkommission angehört. „Dabei ist es
mit der reinen Softwareimplementierung nicht getan. Es muss sich in den Köpfen der Verantwortlichen
festsetzen, dass saubere Geschäftsprozesse etabliert werden müssen, vor allem beim
Organisations-Management und bei den Verantwortlichkeiten.“
Neben der häufig falschen Herangehensweise schaffe vor allem die mangelhafte Qualität von
Personal- und Berechtigungsdaten Probleme. Peter Weierich schätzt, dass weniger als zehn Prozent
der Betriebe sämtliche Benutzerkonten in Active Directory, Lotus Notes oder SAP einer real
existierenden und noch offiziell beschäftigten Person zuordnen können.
Das könne fatale Folgen haben: „Ein Unternehmen, das nicht eindeutig festlegt, wer welche
Aktionen im System durchführen darf, öffnet dem Missbrauch Tür und Tor. Ohne ein entsprechendes
Kontrollsystem kann später noch nicht einmal der erforderliche Nachweis geführt werden.“ Vorstände
und Geschäftsführer vergäßen dabei allzu leicht, dass die verschärften Haftungsregelungen teure und
unangenehme Konsequenzen haben können.
Dass die Aufklärungsarbeit auf diesem Segment dringend erforderlich ist, zeigt laut SID das
Ergebnis einer Studie, die Völcker Informatik Anfang 2010 in Auftrag gegeben hat. Danach glaubt
knapp ein Fünftel der befragten 100 Unternehmenslenker, dass mehr als die Hälfte mittelständischer
Betriebe eine hundertprozentige Datenqualität aufweist. „Zwischen der von uns ermittelten Quote von
unter zehn Prozent und über fünfzig Prozent liegt eine enorme Diskrepanz. Offensichtlich haben
viele Vorstände und Geschäftsführer bei der Beurteilung eine rosa Brille auf“, moniert Peter
Weierich.
Weitere Informationen finden sich unter
www.softwareinitiative.de.
LANline/pf