Integralis Security World 2010, Stuttgart

ISW: Sicherheit für Virtualisierung und Cloud

23. Juni 2010, 9:16 Uhr |

Auf der Integralis Security World (ISW) 2010 standen diesmal die Themen Virtualisierung und Cloud, aber auch GRC (Governance, Risk und Compliance) im Mittelpunkt. In der Eröffnungsrede stellte Marty Roesch, der Gründer und CTO von Sourcefire sowie Erfinder von Snort, die Frage nach effektiver Netzwerksicherheit in einer virtualisierten Welt. Besonders die durch Virtualisierung ermöglichten dynamischen Topologien stellen laut Roesch ein Problem dar: "Wir hatten es bisher nie mit beweglichen Netzwerken zu tun."

Auch in anderer Hinsicht sorge Virtualisierung für Konfliktstoff: So sei etwa im Fall
virtualisierter Security-Appliances oft erst noch zu klären, wer für diese Virtual Appliances
zuständig ist. Schließlich würde es einem virtualisierten IDS (Intrusion Detection System) nicht
„gefallen“, wenn ihm der Server-Administrator zum Lastausgleich dynamisch Ressourcen entziehen
würde.

Das Ausmaß der Bedrohungslage erläuterte der Snort-Erfinder mit ein paar Zahlen: Der jährliche
Umsatz der Hacker-Industrie werde auf 10 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt, so Roesch; dem stehe
die IT-Security-Industrie mit einem Umsatz von 15 bis 20 Milliarden gegenüber.

Die Lage sei heute, so Roesch, geprägt von „Advanced Persistent Threats“ (APTs): „Advanced“
(fortschrittlich), da die Angriffe heute von Zero-Day-Angriffen bis zu gezielten, maßgeschneiderten
Einbrüchen in Unternehmen reichten; „Persistent“ (anhaltend), weil man es mit motivierten Tätern zu
tun habe; und „Threat“ (Bedrohung), weil man es mit agierenden Personen zu tun habe, weshalb Roesch
hier lieber von „Adversaries“ (Gegnern) spricht.

Die heute üblichen Verteidigungsmechanismen seien deshalb überholt und glichen dem Versuch, sich
mit einer Burg gegen Kampfjets zu wehren – „dabei ist eine Burg für einen Jet eine leichte Beute“,
so der Sourcefire-Vordenker. Gefragt seien deshalb heute mehr Awareness und mehr Automation. Als
Gegenmittel gegen APTs plädierte er für eine Kombination aus IDS (Intrusion Detection System),
Flow-Analyse, Paket-Logging, Log-Management und SIEM (Security Information Event Management).

Im LANline-Interview machte Roesch den Anwendern keine Hoffnung, dass IT-Security bald endlich
ein integraler Bestandteil der IT werden könnte: „Sicherheit ist nach wie vor nur der Folgeschritt
nach den Überlegungen zur Funktionalität.“ Dies werde sich auch durch die Verlagerung des
Computings in die Cloud nicht grundlegend ändern. Vielmehr werde es die Virtualisierung erschweren,
etablierte Change-Prozesse weiterhin umzusetzen.

Roesch argumentierte aber dennoch gegen eine stärkere gesetzliche Reglementierung der
IT-Anbieter und Cloud-Service-Provider: Erstens sei IT kein lebenswichtiges geschlossenes System
wie etwa ein PKW, für den man klare Sicherheitsstandards vorschreiben könne; zweitens sei oft der
Benutzer selbst die Schwachstelle in der Security-Kette. Skeptisch zeigte er sich auch bezüglich
Ansätzen, Client-Virtualisierung zu Security-Zwecken zu nutzen (wie etwa bei Konzepten, eine
sichere Enterprise-Computing-Sandbox auf jeglichem potenziell unsicheren Endgerät einzusetzen).
Hier gab er zu bedenken, dass die Benutzbarkeit leiden und somit die erzielte Sicherheit wieder
unterminiert werden könnte.

Zur ISW
(www.ic-security-world.com/) versammelte
Integralis-Geschäftsführer Johann Miller diesmal zirka 550 Kunden und 100 Mitarbeiter von
Partnerfirmen in Stuttgart. Das Vortragsprogramm von rund 50 Produkt- und Fachvorträgen wurde
begleitet von einer Ausstellung, Live-Hacking-Sessions sowie einem „Customer Lab“.

Das (Produkt-)Vortragsspektrum reichte von der Frage der Netzwerksicherheit in virtualisierten
und Cloud-Rechenzentren über Aspekte der Anwendungs- und Datenbanksicherheit, der E-Mail- und Web-
sowie der Endpoint Security bis hin zum Themenkomplex Governance, Risk und Compliance (GRC).
Mehrere Vorträge rissen auch die Chancen und Risiken der Trendthemen Cloud Computing und Enterprise
2.0 (also Nutzung von Web-2.0-Technik im Unternehmen) an.

Zu den auf der ISW vertretenen Integralis-Partnerfirmen zählten neben Sourcefire auch der
österreichische Anbieter Avedos, mit dem Integralis für die Umsetzung von GRC-Projekten
zusammenarbeitet, Blue Coat, Check Point, Cisco, Fortify, Juniper, Trend Micro, der
Next-Generation-Firewall-Hersteller Palo Alto, PGP, der E-Mail-Security- und
-Archivierungsspezialist Proofpoint, Riverbed, Sophos, Websense und weitere.

LANline/wg


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