Cybersecurity im Rückblick

IT-Bedrohungen und -Sicherheit der Zehnerjahre

13. Mai 2020, 13:50 Uhr | Autor: Liviu Arsene / Redaktion: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Standardisierung des Sicherheitsrahmens

Dass angesichts dieser Bedrohungslage dennoch Unternehmen und Privatanwender ihr IT-Equipment nutzen können, spricht dafür, dass auch die IT-Sicherheitsindustrie sich in einem atemberaubenden Tempo weiterentwickelt hat. Alle Next-Generation-Schutzmechanismen oder die vielschichtigen Schutzschichten, die heute in Gebrauch sind, zu beschreiben, würde an dieser Stelle zu weit gehen. Vielmehr wollen wir an zwei Meilensteine der Zehnerjahre erinnern, die zeigen, wie sich die Branche gegen ihren gemeinsamen Gegner organisiert hat.

Die Sicherheitsindustrie rang lange darum, eine gemeinsame Fachsprache zu finden und die gleichen Probleme einheitlich zu benennen, zu diskutieren und anzugehen. Dies geschah endlich, als das NIST Cybersecurity Framework Konzepte wie Identifizieren, Schützen, Erkennen, Reagieren und Wiederherstellen in einem einheitlichen Vokabular definierte (2013, aktualisiert 2018). Das durch das US National Institute of Standards and Technology (NIST) eingeführte Lexikon gibt CIOs und CISOs und allen Entscheidungsträgern eine sprachliche Basis, die auch den Wert der Cybersicherheit innerhalb von Organisationen aufzeigt.

Auch das MITRE ATT&CK™ Framework (2015) markierte einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie Sicherheitsforscher und Untersuchungen Taktiken und Techniken beschrieben, die zur Kompromittierung von Organisationen eingesetzt werden. Das Rahmenwerk der US-amerikanischen Nonprofit-Organisation MITRE zeichnet sich dadurch aus, dass es dafür eintritt, dass die Cybersicherheit die klassischen Sicherheitsansätze mit der Aufklärung von Cyber-Bedrohungen kombinieren sollte. Damit verbunden ist das Ziel, dass Organisationen schnell Anzeichen und Taktiken von Angreifern erkennen können, um auf Cyber-Angriffe zu reagieren und sich an diese anzupassen.

Sowohl NIST als auch MITRE haben verändert, wie IT-Sicherheitsspezialisten die Sicherheit, die Bedrohungsakteure und die Mittel innerhalb von Organisationen betrachten und darüber sprechen. So können IT- und Cybersicherheits-Abteilungen koordinierter, sachkundiger und effektiver bei der Identifizierung und Verhinderung von Cyberangriffen vorgehen.

Auch die Cybersicherheit hat somit in den Zehnerjahren einen langen Weg zurückgelegt. Die Branche hat mehr Zusammenhalt beim Umgang mit Malware und Cyberattacken. Organisationen haben verstanden, dass die Cybersicherheit sozusagen einen Vorsitzenden im Sitzungssaal braucht. Cybersicherheitsexperten sprechen nun dieselbe Sprache. Neue Sicherheitswerkzeuge wurden entwickelt, um Sicherheitsexperten dabei zu unterstützen, das Verhalten von Bedrohungen besser zu erkennen und zu verstehen, und es gibt mehr Informationen über die Bedrohungsakteure und ihre Taktiken als je zuvor.

Was uns die nächsten zehn Jahre an IT-Sicherheit und -Unsicherheit bringen, lässt sich also ebenso wenig vorhersagen, wie jemand im Jahr 2010 Stuxnet, Heartbleed oder Meltdown hätte vorhersagen können. Wenn man das vergangene Jahrzehnt Revue passieren lässt, kann man jedoch die atemberaubende Beschleunigung der Entwicklung neuartiger Bedrohungen erahnen.

Außer Frage steht darüber hinaus die Fähigkeit und Kaltblütigkeit cyberkrimineller Organisationen, immer neue Angriffswege zu finden und auszunutzen. Die derzeitige Krisensituation aufgrund des Coronavirus mit Home-Office-Konzepten, die aus der Not geboren sind, machen staatlichen Spionageeinheiten und cyberkriminellen Organisationen das Leben einfach. Es wäre fahrlässig zu glauben, dass Menschen, die seit Jahren konsequent das berufliche Ziel verfolgen, bestimmte Organisationen zu infiltrieren oder bestimmte Informationen oder Unterlagen zu stehlen, aufgrund einer weltweiten Gesundheitskrise ihre Chance ungenutzt lassen. Sie können nun in vielen Fällen mit deutlich weniger Aufwand ihre Ziele erreichen.

Es bleibt zu hoffen, dass Unternehmen möglichst schnell nacharbeiten, um die bekannten Best Practices der Sicherheit auch unter den jetzigen Extrembedingungen wieder möglichst umfassend zu erfüllen. Hoffnung besteht zudem, wenn die Cybersecurity-Industrie auch in Zukunft ihre Zusammenarbeit verstärkt. Die Risiken für die Privatsphäre und die Malware werden nicht abnehmen, doch die Verteidiger der Cybersicherheit bei Herstellern und Anwenderunternehmen sind heute besser als je zuvor gewappnet, mit unbekannten Gefahren umzugehen.

Liviu Arsene ist leitender Bedrohungsanalyst bei Bitdefender

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