Videoüberwachung und LivEye

Mobile Videosicherheit als Dienstleistung

20. März 2025, 11:30 Uhr | Diana Künstler
© LivEye

Unternehmen stehen vor wachsenden Herausforderungen in der Videoüberwachung. Carsten Simons verrät im Gespräch mit connect professional, wie LivEye mit KI-gestützten Technologien und flexiblen Mietlösungen Sicherheit und Compliance vereinen möchte.

LivEye
LivEye One+ inkludiert neben intelligenter Analyse-Software eine 24/7-Leitstellenanbindung.
© LivEye

Die Sicherheitsbranche befindet sich im Wandel: Steigende Kriminalitätsraten, zunehmende Sabotageakte und komplexe Herausforderungen im Bereich der kritischen Infrastruktur erfordern neue Lösungen. Ein Unternehmen, das sich dieser Aufgabe verschrieben hat, ist LivEye. Was 2012 als Idee begann, hat sich in wenigen Jahren zu einem etablierten Anbieter für mobile Videoüberwachung in Deutschland und darüber hinaus entwickelt. Mittlerweile sind an die 1.700 LivEye-Systeme europaweit im Einsatz.

Gegründet wurde LivEye von Marc Thurn, der das Potenzial mobiler Sicherheitslösungen erkannte und das erste „LivEye“-System entwickelte. Der Durchbruch gelang 2017/18 mit der technologischen Weiterentwicklung und einer klaren Marktausrichtung. Seit 2019 agiert das Unternehmen unter der LivEye GmbH und ist mittlerweile in Deutschland, Polen, der Schweiz, Österreich und Luxemburg aktiv.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Security as a Service

LivEye Leitstelle
Leitstelle in Trier
© LivEye

LivEye unterscheide sich nach eigenen Angaben von herkömmlichen Sicherheitsanbietern: Anstatt einfach Überwachungskameras zu verkaufen, bietet das Unternehmen eine Komplettlösung für temporäre und permanente Risikozonen. „Wir schulden unseren Kunden nicht nur Kameras, sondern das gute Gefühl von Sicherheit“, erklärt Carsten Simons, Geschäftsführer von LivEye im Gespräch mit connect professional.

Kern der Lösung ist eine Kombination aus KI-gestützter Alarmverarbeitung und menschlicher Verifikation in der hauseigenen Leitstelle in Föhren bei Trier. Eine beeindruckende Zahl verdeutlicht die Dimension: An einer durchschnittlichen Nacht entstehen bis zu 500.000 Alarmereignisse, die von der KI gefiltert und auf etwa 3.000 relevante Alarme reduziert werden. Erst dann übernimmt das menschliche Team zur finalen Bewertung.

Carsten Simons, LivEye
Carsten Simons, Geschäftsführer von LivEye: „Wir verkaufen keine Kameras, wir liefern Sicherheit. Unser Ziel ist es, Bedrohungen zu verhindern, bevor sie entstehen.“
© LivEye

Doch LivEye geht einen Schritt weiter: „Wir verhindern nicht nur Einbrüche, wir verhindern, dass es überhaupt dazu kommt“, so Simons. Eine der effektivsten Methoden vor diesem Hintergrund ist die aktive Lautsprecherwarnung: Wenn ein Eindringling erkannt wird, erfolgt eine direkte, personalisierte Durchsage. „Hey, Sie mit der roten Jacke, verlassen Sie sofort das Gelände!“ – eine solche Ansprache hat sich als hochwirksam erwiesen und lässt potenzielle Täter in der Regel sofort fliehen. Typische Kundenprojekte dauern zwischen drei Monaten und fünf Jahren.

Normalerweise werden die LivEye Kameratürme außerhalb der festgelegten Überwachungszeiten deaktiviert. Mit der Smart-by-Day-Funktion verwandeln sich die mobilen Videoüberwachungssysteme tagsüber in eine leistungsstarke Lösung für die digitale Baustellenansicht. Auf diese Weise können Betreiber über eine benutzerfreundliche Onlineplattform jederzeit virtuell vor Ort sein und Arbeitsprozesse und Aktivitäten remote überblicken. Ein Algorithmus macht Personen und Fahrzeuge DSGVO-konform unkenntlich. Zudem besteht die Möglichkeit, auf das Bildarchiv zuzugreifen und ältere Aufnahmen der Baustelle zu betrachten. Für Marketingzwecke, Projektmanagement und rechtssichere Dokumentation können Bilder aus individuell wählbaren Zeiträumen in Zeitrafferfilme umgewandelt werden.

Sicherheit für kritische Infrastruktur

LivEye Pro Solar
Pro Solar bietet einen autarken Betrieb durch drei Solarpanels und eine Brennstoffzelle.
© LivEye

Besonders gefragt ist LivEye in der Energiebranche und bei kritischer Infrastruktur. Windparks, LNG-Terminals oder Kraftwerke stehen zunehmend im Fokus von Sabotage und Spionage. „Wir sehen auch immer häufiger, dass Angriffe gezielt erfolgen – nicht nur auf das Eigentum, sondern auf Informationen“, erklärt Simons. Daher setzt das Unternehmen verstärkt auf IT-Sicherheit: Alle Daten werden verschlüsselt und DSGVO-konform in deutschen Rechenzentren gespeichert, der direkte Kundenzugriff auf Rohdaten ist nicht möglich. Bei der Aufnahme von Überwachungsbildern können durch Verpixelung von Teilbereichen zudem Privatzonen eingerichtet werden – wie zum Beispiel öffentliche Straßen oder Wohngebiete. Das Unternehmen strebt zudem eine ISO 27001-Zertifizierung Mitte des Jahres an.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung internationaler Sicherheitsstandards, insbesondere der NDAA (National Defense Authorization Act)1-Konformität. Diese US-amerikanische Richtlinie spielt eine zunehmende Rolle für Unternehmen, die in sicherheitskritischen Bereichen tätig sind oder mit US-Partnern zusammenarbeiten. Viele große Unternehmen und Institutionen verlangen mittlerweile, dass eingesetzte Kameratechnik den NDAA-Vorgaben entspricht und keine bestimmten asiatischen Hersteller verwendet werden. „Unsere Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Infrastruktur nicht nur geschützt ist, sondern auch internationalen Compliance-Vorgaben standhält. Deshalb bieten wir heute alle Systeme auch als NDAA-konforme Variante und künftig wird das der Standard sein“, so Simons.

Ein zentraler Aspekt der Unternehmensstrategie von LivEye ist vor diesem Hintergrund zudem die eigene Produktionsstätte in Badem bei Bitburg, die 2024 eröffnet wurde. Dort werden Überwachungssysteme wie „LivEye ONE+“, „PRO 2.0“ und NSTR montiert und konfiguriert. Alle Platinen und Embedded-Software werden zudem im eigenen Haus entwickelt. Dabei verzichtet LivEye bewusst darauf, Softwareentwicklung ins Ausland auszulagern.

NSTR – Ein neuer Standard in der Videoüberwachung?

LivEye NSTR
NSTR deckt eine bis zu 4.363,3 Quadratemeter große Überwachungsfläche samt 200°Grad-Radius ab.
© LivEye

Mit NSTR (Next Security Technology Revolution) hat LivEye eine Lösung geschaffen, mit der man den Markt revolutionieren möchte. „Wir wollten eine einfache, aber hochwirksame Sicherheitslösung, die sich jeder leisten kann und die in Minuten installiert ist“, sagt Simons. Das Ergebnis ist ein modulares System, das auf KI, Cloud-Technologie und Edge-Computing basiert. Entwickelt als „Silicon Valley meets Security“ vereine es Simons zufolge hochwertiges Design mit einfacher Bedienbarkeit.

Das Besondere: NSTR ist nicht nur für klassische Sicherheit gedacht, sondern auch für smarte Anwendungen am Tag. Bauunternehmen nutzen es zur Dokumentation des Baufortschritts, Logistiker zur Optimierung von Abläufen, Industrieunternehmen zur Prozesskontrolle. „Unser Ziel ist es, Sicherheit nicht als Einschränkung, sondern als Mehrwert für Unternehmen zu etablieren“, so Simons.

Simons: „Sicherheit darf nicht kompliziert sein. Mit NSTR haben wir eine Lösung geschaffen, die höchste Schutzstandards bietet und sich dennoch in Minuten installieren lässt.“
LivEye NSTR-Montage
NSTR-Montage an der Wand; wahlweise auch am Mast oder der Stange
© LivEye

Ein weiterer Vorteil der Lösung ist die einfache Installation und Feinjustierung durch den Kunden selbst. Mit einer mobilen App kann der Kunde die Kamera-Standorte einfach verwalten, Alarmeinstellungen anpassen und erhält sofort Rückmeldungen darüber, ob eine Kamera korrekt installiert wurde. Zudem erkennt das System automatisch, wenn eine Kamera in einer falschen Höhe montiert oder falsch ausgerichtet ist, und gibt entsprechende Hinweise. „Sicherheit darf nicht kompliziert sein – wir haben ein System geschaffen, das jeder ohne technisches Vorwissen einrichten kann“, erklärt Simons.

Wachstum und Zukunftspläne

LivEye Planungstool
Planungstool zur Positionierung von NSTR
© LivEye

Der Markt für mobile Videoüberwachungslösungen befindet sich in einer dynamischen Wachstumsphase. In Deutschland sei laut Angaben des Investors Nord Holding erst rund ein Fünftel des adressierbaren Marktes erschlossen, was auf ein erhebliches Potenzial hinweist. Die Sicherheitsfirma plant, dieses Potenzial zu nutzen und ihre Marktposition weiter auszubauen. Die Beteiligung der Nord Holding im Jahr 20222 mit 70 Prozent an der LivEye Gruppe unterstützt dieses Vorhaben und ermöglicht Investitionen in den Ausbau des Bestands an Videotürmen sowie die Entwicklung digitaler Anwendungsfälle.

Die Rechnung scheint aufzugehen, denn LivEye wächst rasant: Jährlich um 30 bis 40 Prozent, mit Investitionen von 10 Millionen Euro pro Jahr. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 103 Mitarbeiter und plant bis Ende des Jahres 20 weitere einzustellen. Das Wachstum des Unternehmens zeigt sich auch in der Eröffnung neuer Vertriebsbüros, zuletzt in Dortmund im Februar dieses Jahres3. Diese strategische Präsenz ermögliche es LivEye, näher am Kunden zu sein und individuelle Sicherheitslösungen vor Ort anzubieten. Zu LivEyes Hauptkunden gehören Unternehmen aus der Bauwirtschaft (50 Prozent), Industrie, Energie, Logistik und Behörden. Der Vertrieb erfolgt über einen direkten Verkauf, Partnernetzwerke und Online-Kanäle. In Deutschland arbeitet der Security-Spezialist mit rund 20 Partnern, darunter große Namen der Baumaschinen- und Sicherheitsbranche. Neuen Partnern gegenüber wäre man nicht abgeneigt, so Simons.

Neben der Expansion in neue europäische Märkte steht auch die Weiterentwicklung der Technologie im Fokus. Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die LivEye Analyse-Software ermöglicht es, Bewegungen auf Distanzen von bis zu 400 Metern zu erfassen und Fehlalarme zu minimieren. Diese KI-gestützte Technologie gewährleistet eine präzise und effiziente Überwachung großer Areale. Eine offene Plattform des LivEye Edge-Devices mit HAILO-Chip soll künftig auch Drittanbieter von KI-Software integrieren und so neue Möglichkeiten in der intelligenten Überwachung schaffen. „Wir wollen nicht nur Marktanteile gewinnen – wir wollen die Art und Weise, wie Sicherheit funktioniert, grundlegend verändern“, fasst Simons die Vision von LivEye zusammen. Mit innovativen Technologien, konsequentem Datenschutz und einer klaren Kundenorientierung scheint das Unternehmen damit auf dem richtigen Weg zu sein.

1 https://www.armed-services.senate.gov/imo/media/doc/fy25_ndaa_executive_summary.pdf
2 https://www.nordholding.de/news/nord-holding-small-cap-beteiligt-sich-an-der-liveye-gruppe
3 https://www.liveye.com/blog/liveye-eroeffnet-buero-in-dortmund/?utm_source=chatgpt.com


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu connect professional

Weitere Artikel zu Videoüberwachung

Weitere Artikel zu Safety und Security

Weitere Artikel zu Cyber-Security

Weitere Artikel zu Cyber-Security-Lösungen

Weitere Artikel zu Managed Security

Weitere Artikel zu Security-Services

Weitere Artikel zu Cybersecurity/Cybersicherheit

Weitere Artikel zu Mobile Security

Matchmaker+