Studien über Industriespionage in Deutschland

Jährlich 2,9 Milliarden Euro Schaden durch Spionage

27. November 2007, 0:01 Uhr |

Laut der Studie "Industriespionage: Die Schäden durch Spionage in der Deutschen Wirtschaft" von Corporate Trust, dem Handelsblatt und dem Büro für angewandte Kriminologie in Hamburg war jedes fünfte Unternehmen in Deutschland bereits von Industriespionage betroffen oder hat sensitive Informationen an die Konkurrenz verloren. Für diese Studie wurden im August und September 2007 per Fragebogen branchenübergreifend 7486 Unternehmen befragt. Darauf geantwortet haben 741 Geschäftsführer und Sicherheitsverantworliche. Die Studie beziffert den in Deutschland durch Spionage entstandenen Schaden auf jährlich 2,9 Milliarden Euro und identifiziert illoyale Mitarbeiter, die sich Zugang zu Daten verschaffen und diese weitergeben als eine der Hauptursachen dafür. Denn die Spionagehandlungen finden in gut einem Viertel der Fälle durch die eigenen Mitarbeiter statt. 10,7 Prozent der Befragten erlebten bereits ein Abhören von vertraulichen Besprechungen. Auch Konkurrenzunternehmen, die sich in fremde Systeme hacken, sind laut der Studie keine Seltenheit: Hacker-Angriffe gab es bei rund 15 Prozent der Firmen. Ziel der Spionage waren zumeist technische Innovationen sowie das Know-how über Produktionsabläufe. An stärksten von Spionage betroffen sind nicht die Bereiche Forschung und Entwicklung (16,1 Prozent der Vorfälle bei den Unternehmen), sondern der Vertrieb (20 Prozent der Vorfälle). Bei der Frage nach Sicherheitsvorkehrungen gaben 27,1 Prozent der befragten Unternehmen an, keinen ausreichenden Passwortschutz auf ihren IT-Geräten zu haben. In fast 60 Prozent der Unternehmen gibt es keinen Verantwortlichen für den Bereich Abhörschutz. Auch Mitarbeiterprüfungen wie Backgroud-Checks auf verdächtige Hinweise oder Integritätstests für Bewerber werden in den meisten Firmen vernachlässigt. 73 Prozent wollen aber künftig mehr Maßnahmen zum Schutz gegen Industriespionage durchführen, wobei die Sensibilisierung von Mitarbeitern an erster Stelle steht.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam darüber hinaus eine Befragung von 600 Mittelständlern in sechs europäischen Ländern, die Mcafee in Auftrag gegeben hatte. Sie fand heraus, dass mehr als die Hälfte aller IT-Verantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen nicht befürchten, Opfer von kriminellen Angriffen aus dem Internet zu werden. 28 Prozent der untersuchten Firmen verwenden nur eine Stunde pro Woche für die Prävention von Angriffen auf das IT-System, und das, obwohl fast jeder fünfte Befragte (19 Prozent) zugibt, dass ein solcher Angriff seinem Unternehmen die Existenz kosten könnte.

In die gleiche Kerbe schlagen die Ergebnisse einer Umfrage der Comco AG unter 300 Mittelstands- und Großunternehmen. Demnach sind die meisten Unternehmen davon überzeugt, nur unzureichend vor Sicherheitsrisiken geschützt zu sein, die von den eigenen Mitarbeitern ausgehen. Als Hauptursachen für die Unzufriedenheit mit den internen Schutzmaßnahmen werden fehlende Ressourcen (59 Prozent) und eine unzureichende Kenntnis angemessener Lösungen (62 Prozent) betrachtet. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ist zudem davon überzeugt, dass bei ihnen betriebsintern ein zu lässiger Umgang mit den Fragen der internen Sicherheitsverhältnisse herrsche.

Ingo Wachter, Vorstandsmitglied der PGP Deutschland AG, stellt dazu fest, "dass die meisten Unternehmen heute ihr Know-how und damit ihr grundlegendes Firmenkapital nicht in Aktenschränken und Safes, sondern in IT-Systemen bewahren". Gefragt sei hier ein umfassender Ansatz, der die Zugriffskontrolle auf Daten verwaltet, gefährdete Daten erkennt und diese schützt. Zudem muss seiner Meinung nach die Datensicherheit direkt in die Geschäftsprozesse eingebunden werden. Zu einem Ähnlichen Ergebnis kam übrigens auch die Comtrust-Studie bezüglich der Abwehr von Unternehmensspionage: Sichere Prozesse sind demnach ein wichtiger Baustein für den Schutz des Firmen-Know-hows.

LANline/dp

Links zum Thema:

Die Computerzeitung beschreibt in einem
Fachartikel, wie sich Firmen gegen Wirtschaftsspione schützen können.


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