Unter Verdacht

Kaspersky soll Konkurrenten mit Fake-Malware hereingelegt haben

17. August 2015, 9:35 Uhr | Daniel Dubsky
© igor / Fotolia

Zwei frühere Kaspersky-Mitarbeiter erheben schwere Anschuldigungen gegen Eugene Kaspersky. Er soll sie beauftragt haben, harmlose PC-Dateien zu manipulieren, damit die Virenscanner der Wettbewerber sie als Malware einstufen.

Seit mehr als zehn Jahren soll der russischen Antivirenhersteller Kaspersky versuchen, die Scanner seiner Konkurrenten auszutricksen, damit sie Fehlalarme produzieren – sogenannte False Positives, bei denen eigentlich harmlose Dateien als Malware eingestuft werden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei ehemalige Kaspersky-Mitarbeiter. Denen zufolge soll sich Unternehmensgründer Eugene Kaspersky wiederholt darüber geärgert haben, dass andere Sicherheitsanbieter keine eigenen Technologien entwickeln und sich an den Kaspersky-Produkten orientieren. Daher habe er Sabotage-Maßnahmen angeordnet, die von einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern durchgeführt wurden – zu der auch die beiden Reuters-Informanten zählten, die anonym bleiben wollen.

Die Kaspersky-Mitarbeiter sollen genau analysiert haben, wie Konkurrenzprodukte Malware erkennen. Anschließend hätten sie Malware-Code in harmlose Systemdateien eingefügt und diese bei Virustotal hochgeladen, sodass andere Antivirenhersteller darauf zugreifen und Signaturen entwickeln konnten. In einigen Fällen wurden dann aber nicht nur die manipulierten Dateien als Schadsoftware eingestuft, sondern auch die Originale– die dann auf den Rechnern von Kunden beispielsweise gelöscht oder in Quarantäne verschoben wurden.

Solche Vorfälle gibt es immer wieder mal. Je nachdem, wie schwer die Auswirkungen sind, kann für den betroffenen Antivirenhersteller ein größerer Imageschaden entstehen, etwa wenn das Betriebssystem nach der missglückten Reinigungsaktion nicht mehr startet. Der Verdacht, dass die Fehlalarme provoziert werden, taucht immer wieder mal auf – Microsoft, AVG und Avast bestätigten das gegenüber Reuters. Einen Wettbewerber hatte man aber vermutlich bislang nicht in Verdacht. Bei Kaspersky wies man die Vorwürfe auch zurück. So etwas habe das Unternehmen nie gemacht: »Solche Aktionen sind unethisch, unehrlich und ihre Rechtmäßigkeit ist zumindest fragwürdig.«


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