Für viele Schüler ist Wikipedia erste Anlaufstelle für Hausaufgaben. Doch die Bildungsplattform »News4teachers.de« warnt jetzt vor Links in Artikeln des Online-Lexikons, die direkt zu Pornobildern führen.
Der Lehrerverband ist alarmiert: Schüler haben über das Online-Lexikon Wikipedia leichten Zugang zu Schmuddel-Bildern und –Videos. Dies hat eine Recherche der Bildungsplattform »News4teachers.de« ergeben. Unter einschlägigen Begriffen wie beispielsweise »Ejakulation« oder »Penetration« können Minderjährige bei Wikipedia neben einem sachlichen Artikel schnell auch auf die dazugehörige Wikimedia-Seite klicken. Und dahinter verbergen sich dann die zum Thema passenden Bildergalerien, die von Wiki-Autoren kostenlos für ihre Artikel genutzt werden können. In diesem Fall von Geschlechtsteilen - teilweise auch in Aktion, wie news4teacher schreibt.
Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, warnt deshalb Lehrer und Eltern: »Es wird höchste Zeit, dass Wikipedia als Ausweis vermeintlicher Schwarm-Intelligenz entzaubert wird. Zumal nach der Aufdeckung von Verbindungen von Wikipedia und pornographischen Darstellungen müssen Lehrer und Eltern noch intensiver als bislang klarmachen, dass Wikipedia als Quelle für Schülerarbeiten völlig unzulänglich ist und sich damit keineswegs gute Zensuren machen lassen«. Tatsächlich scheint die Selbstkontrolle des Mitmach-Lexikons hier zu versagen, wie news4teachers bemängelt. Verständlicherweise sieht man bei der Bildungsplattform bei Bildern von breitbeinigen Frauen mit freiem Blick auf die Geschlechtsorgane eher eine Jugendgefährdung als eine Informationsvermittlung.
Aus diesem Grund hat die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) nach Hinweisen von news4teachers auch ein Verfahren eingeleitet. Sollte die KJM die Einschätzung des Bildungsportals bestätigen besteht jedoch keine große Chance rechtlich gegen das Angebot vorgehen zu können: Wikimedia ist in den USA registriert, Wikimedia Deutschland also juristisch nicht für die Inhalte verantwortlich. Wie aussichtslos es sein kann, gegen die internationale Gemeinschaft der Wikipedia-Autoren vorzugehen zeigt ein Blick nach Frankreich. Wie die Welt berichtete, scheiterte der französische Nachrichtendienst einst damit, einen Artikel über einen militärischen Funksender entfernen zu lassen.
Was einmal im Internet hochgeladen ist, bleibt im Internet. Da macht auch der Common-Inhalt von Wikimedia keine Ausnahme. Doch statt jetzt in den Chor der Empörten mit einzustimmen, sollten Eltern lieber schauen, was ihre Schützlinge so im Internet treiben. Das findet nicht nur der Präsident des Lehrerverbandes, sondern auch Wikimedia-Mitarbeiter Michael Jahn. Dieser will laut Welt die Forderung von Klaus jedoch nicht nur auf Wikipedia beschränken: »Der kritische Blick auf die Informationen, die online zu finden sind, gilt für das gesamte Internet, und selbstverständlich bildet Wikipedia da keine Ausnahme«. Damit nimmt er nicht nur die freien Autoren des Online-Lexikons in die Pflicht, sondern auch die Eltern.