Nach vier Jahren und 42 Millionen Dollar wird das ehrgeizige ADVISE-Projekt eingestellt

US-Heimatschutzministerium stoppt Mega-Datamining

6. September 2007, 23:06 Uhr |

Das US-Heimatschutzministerium (DHS) gibt sein ehrgeizigstes Data-Mining-Projekt endgültig auf, ohne irgendwelche relevanten Ergebnisse erzielt zu haben. Offiziell heißt es, dass es dabei zu viele Probleme mit den Datenschutz gibt. Doch die Ursachen dürften andere sein, beispielsweise die, dass mittlerweile kommerzielle Lösungen effektiver und billiger sind, denn das DHS hat bereits 42 Millionen Dollar in das Projekt gesteckt.

Das so genannte ADVISE-Projekt (Analysis, Dissemination, Visualization, Insight, Semantic Enhancement) wurde vor vier Jahren gestartet um eine einheitliche Daten-Auswertung für die Einwanderungsbehörde, den Zoll, den Grenzschutz und dem Geheimdienst zu erreichen. Das System sollte einzelne Informations-Fragmente aus der Flut an unstrukturierten Daten miteinander verbinden und Beziehungen aufzeigen, die bei einzelner Betrachtungsweise möglicherweise unentdeckt bleiben. Die Ergebnisse sollten grafisch ausgegeben werden.

Im März veröffentlichte das Bundesamt für Haftungsfragen (GAO) erstmals Bedenken, dass das Programm Datenschutz-Auflagen verletzen könnte. "Wie jedes andere Data-Mining-Programm kann auch ADVISE fehlerhaft sein und fälschlicherweise eine Person mit einer illegalen Aktivität wie Betrug, Verbrechen oder Terrorismus in Verbindung bringen?, warnte die GAO.

Daraufhin wurde die Überprüfung des Systems ausgeweitet, wobei sich herausstellte, dass frühere Test-Läufe zwar mit echten Daten, aber ohne die Einhaltung des geforderten Datenschutzstandards durchgeführt wurden. "Diese Test haben unnötige Datenschutzrisiken verursacht", so die GAO. Zu den verwendeten Daten gehörte eine Liste von Personen die versucht haben die Kanadische Grenze zu überqueren, eine Auflistung von Austauschstudenten und Immigranten sowie eine Liste von Personen deren Visa womöglich abgelaufen war.

Die gängige Praxis bei Systemstests sei jedoch, dass erfundene Personendaten benutzt werden. "Programme zur Datenanalyse können den Bürgern von Amerika zu Gute kommen. Doch sie müssen unbedingt mit erfundenen Daten getestet werden", wetterte James Dempsey, Chef der Bürgerrechts-Gruppe "Center for Democracy and Technolog".

Doch dass diese Tests das Ende von ADVISE bedeuten sollen scheint nur vorgeschoben. "Die Wissenschafts- und Technikabteilung des DHS hat inzwischen eingesehen, dass kommerzielle Produkte mittlerweile eine ähnliche Funktionalität bieten und dabei wesentlich billiger sind", bestätigte DHS-Sprecher Russ Knocke. Außerdem deckte der Untersuchungs-Chef der DHS, Richard Skinner, in einem Report große Mängel auf. "ADVISE ist schlecht strukturiert unglaublich zeitaufwändig in seinen Analysen und somit fehlt es an einer ausreichenden Rechtfertigung das Projekt fortzusetzen", erklärt er.

Katharina Guderian/CZ/pk


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