Spionageangriff auf Geschäftsreisende

Wenn das Hotelzimmer zur Falle wird

11. November 2014, 11:54 Uhr | Elke von Rekowski
Trügerische Sicherheit: In den WLANs einiger Hotels lauern offenbar Kriminelle (Foto: © tunedin - Fotolia.com).

Über Hotel-WLANs haben Kriminelle offenbar bereits seit mindestens vier Jahren gezielt sensible Daten von geschäftlich reisenden Führungskräften gestohlen. Jetzt ist der Skandal von Kaspersky aufgedeckt worden.

Eine Besonders heimtückische Spionageserie hat das Sicherheitsunternehmen Kaspersky jetzt enttarnt. Bei diesen so genannten »Darkhotel«-Angriffen stehlen Kriminelle offenbar bereits seit über vier Jahren gezielt sensible Daten Geschäftsreisenden, die in Luxus-Hotels übernachten. Die Hintermänner gehen dabei äußerst präzise vor. Bei einem einmaligen Zugriff über das WLAN des kompromittierten Hotels werden alle wertvollen Daten eingesammelt. Anschließend löschen die Angreifer alle Spuren, ziehen sich zurück und warten auf die nächste Führungskraft, die sie ausspähen können. Der Fokus der Darkhotel-Attacken liegt auf reisenden Topmanagern aus den USA und Asien, die geschäftlich im Asiatisch-Pazifischen Raum unterwegs sind – beispielsweise CEOs, hochrangige Manager, Vertriebs- und Marketingleiter sowie Führungskräfte aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. Neben dem Ausspähen von Hotelgästen setzt die Darkhotel-Gruppe auch auf Spear-Phishing- und Filesharing-Server-Attacken, bei denen auch deutsche Opfer betroffen waren. Die Kampagne ist nach wie vor aktiv.

Die Kriminellen verfügen offenbar über eine Reihe effektiver Eingriffsmöglichkeiten in Hotel-Netzwerke, mit denen sie über die Jahre umfangreichen Zugang auch zu privat oder sicher geglaubten Systemen hatten. Wenn sich ein Opfer nach dem Hotel-Check-in mit dem Hotel-WLAN verbindet und seine Zimmernummer sowie seinen Nachnamen in die Login-Maske eingibt, werden die Angreifer aktiv. Sie verleiten das anvisierte Opfer dazu, ein Backdoor-Programm herunterzuladen und zu installieren. Dieses Programm tarnt sich als Update für eine Standardsoftware wie Google Toolbar, Adobe Flash oder Windows Messenger. Tatsächlich infiziert der ahnungslose Manager seinen eigenen Rechner mit der Darkhotel-Spionagesoftware. Ist das Backdoor-Programm auf dem System installiert, laden die Kriminellen

Diebstahl-Werkzeuge wie einen Keylogger und einen Trojaner auf den infizierten Rechner. Diese Tools sammeln Daten über das System und die darauf installierte Antivirensoftware, lesen alle Tastaturanschläge mit und suchen nach in Firefox, Chrome sowie im Internet Explorer gespeicherten Passwörtern; ebenso wie nach Zugangsdaten für Gmail Notifier, Twitter, Facebook, Yahoo! und Google sowie weiteren privaten Daten.

»In den vergangenen Jahren konnte eine Gruppe namens Darkhotel zahlreiche erfolgreiche Attacken gegen hochrangige Einzelpersonen durchführen. Dabei kamen Methoden und Techniken zum Einsatz, die weit über das Repertoire klassischer Cyberkrimineller hinausgehen«, sagt Kurt Baumgartner, Principal Security Researcher bei Kaspersky Lab. So besitzen die Hintermänner nicht nur operative Kompetenz, sondern auch mathematische und kryptografische Kenntnisse sowie weitere Ressourcen, mit denen sie kommerzielle Netzwerke missbrauchen und bestimmte Opfer mit strategischer Präzision angreifen können.

Um Wirtschaftsspionage im Hotel zu entgehen, sollten Geschäftsreisende grundsätzlich jedem Netzwerk misstrauen, auch halbprivaten in Hotels. Gerade auf Reisen sollte man Software-Updates gegenüber skeptisch sein und darauf achten, dass der angebotene Update Installer von einem offiziellen Anbieter signiert ist.

Beim Zugang von öffentlichen oder halböffentlichen WLANs ermöglichen VPNs (Virtual Private Networks) einen verschlüsselten Kommunikationskanal. Darüber hinaus rät das Sicherheitsunternehmen zum Einsatz einer Internetsicherheitslösung mit proaktiven Schutztechnologien.


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