Was Apple mit diesen beiden Tochterfirmen bezweckt, geht zwar aus den Unterlagen nicht hervor, doch schon seit 2013 steht der Konzern wegen seiner Steuerpolitik besonders in Europa in der Kritik. Damals hatte CEO Tim Cook Apples Geschäfte nach Irland verlegt (CRN berichtete) und das dortige für Unternehmen sehr günstige Steuergesetz so geschickt ausgenutzt, dass ein Großteil der Einnahmen legal an Staaten und deren Finanzbehörden vorbeigeschleust werden konnte. Die Folgen: Cook musste sich einer stundenlangen Befragung von amerikanischen Abgeordneten stellen, Irland fühlte sich zu Unrecht als Steuerschlupfloch an den Pranger gestellt. Die europäische Kommission stufte Apples Verhalten als illegal ein und forderte, dass das irische Finanzamt bis zu 13 Milliarden Euro plus Zinsen von Apple nachkassiert — sowohl der Konzern als auch Irland wehren sich dagegen. Dennoch hat Irland seit 2015 sein Steuerrecht umgestellt, Steuervermeidung — so die Botschaft nach außen — ist dort kein Geschäftsmodell mehr. Das könnte ein Motiv für Apples Firmengründungen sein, da sie in dasselbe Jahr wie die Umstellung des irischen Steuerrechts fallen.
Apple selbst sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und bestreitet gegenüber der SZ die Vorwürfe. »Wir sind der größte Steuerzahler der Welt und haben mehr als 35 Milliarden Dollar Körperschaftssteuer in den vergangenen drei Jahren gezahlt«, betonte ein Sprecher gegenüber dem Blatt. Vor allem in den USA müht sich Apple seit Trump, nicht als unpatriotischer Steuervermeider dazustehen. Trump selbst will mit seiner angestrebten Steuerreform die Sätze für Unternehmen nun deutlich senken, um Barreserven von US-Großkonzernen wieder ins Land zu holen. Bei Apple allein sind das aktuell rund 270 Milliarden Dollar. Ein beträchtlicher Teil davon sind bislang unversteuerte Gewinne, die der Konzern bei ausländischen Tochterfirmen parkt. Fakt ist: Etwas Illegales ist Apple bislang nicht nachzuweisen, die Sache mit der Moral steht auf einem anderen Blatt. Statt Alleingängen von Irland oder den USA wäre hier ein internationales Steuerrecht sinnvoll, das genau regelt, wo internationale Konzerne welche Einnahmen wie versteuern müssen und Schlupflöcher — wie die Insel Jersey — unmöglich macht.