Boris Vöge, Geschäftsführer des Gebrauchtsoftwarehändlers Preo, warnt im Interview mit CRN vor den großen Risiken undurchsichtiger Lizenz-Geschäfte und erklärt, warum auch die vermeintlich sichere Blockchain diese Probleme nicht komplett lösen kann.
CRN: Herr Vöge, wie zufrieden sind Sie mit dem Jahr 2018 und wie gut wird Ihre Handelsplattform li-x im Fachhandels- und Systemhausbereich angenommen? Wie schätzen Sie die Marktentwicklung insgesamt ein?
Boris Vöge: 2018 war ein erfolgreiches Jahr für li-x. Wir konnten unsere Ziele übertreffen und haben den Umsatz zum wiederholten Male mehr als verdoppelt. Grund dafür ist die stetig wachsende Zahl an Resellern, die es zu schätzen wissen, dass wir ihnen den Erstbesitzer der Lizenzen offen nennen.
Die Marktentwicklung im Allgemeinen ist ebenfalls positiv. Viele Unternehmen merken, dass die Cloud und damit verbunden Software Mietmodelle die Kosten in die Höhe treiben. Ein ideales Umfeld für unsere Reseller-Partner, um margenstark gebrauchte Software anzubieten.
CRN: Geht dieser steile Anstieg ungebremst weiter, oder wird irgendwann eine Marktsättigung erreicht?
Vöge: Die Nachfrage bei li-x steigt ständig. Für 2019 erwarten wir eine weitere Verdopplung des Umsatzes. Eine Marktsättigung sehe ich nicht in den nächsten Jahren, vielmehr kommen erste Kunden von Office 365 und den E-Plänen zurück. Ich sehe vielmehr die großartige Chance für unsere Reseller-Partner, ihren Kunden mit gebrauchter Software attraktive Angebote bei gleichzeitig sehr guten Margen zu machen und wieder richtig Geld zu verdienen.
CRN: Von außen betrachtet entsteht der Eindruck, dass fast täglich neue Anbieter in den lukrativen Markt strömen. Verschärft sich damit die Konkurrenz? Ist die Zahl aus Ihrer Sicht unseriöser oder zumindest zweifelhafter Anbieter weiterhin hoch?
Vöge: Der Großteil der Anbieter verkauft meiner Meinung nach gar keine gebrauchte Software, sondern hinter ihren Zertifikaten und Testaten verstecken sich neue EDU-Lizenzen, die vom Hersteller für die Lehre herausgegeben werden. Anbieter erwerben auf diesem Wege ein aktuelles Office für ca. 40 Euro und generieren dann ohne Nennung der Lizenzherkunft beachtliche Erträge mit illegalen Lizenzen. Den aus solchen Lizenzen resultierenden Risiken kann ein Reseller nur begegnen, indem er sich vor dem Kauf vom haftenden Geschäftsführer des Gebrauchtsoftwarehändlers eine schriftliche Bestätigung geben lässt, dass die zu liefernden Lizenzen keine EDU- oder Nonprofit-Lizenzen sind.
Diese Anbieter nehmen seit Jahren zu. Das Problem ist, dass ihre Angebote den Markt für gebrauchte Software schädigen, indem sie mit nicht bestandene Audits durch verweigerte Offenlegung der Herkunft verbrannte Erde hinterlassen. Die Aversion gegenüber gebrauchter Software nimmt dadurch zu. Unternehmen wollen grundsätzlich compliant, also richtig lizenziert sein. Aus diesem Grunde agieren wir zu 100% offen und transparent und nennen grundsätzlich den Erstlizenzbesitzer. Bei uns wissen Reseller und deren Kunden, dass eine Lizenz von Adidas kommt, wenn sie von Adidas kommt.