Zum Inhalt springen
Nach Einstieg des Bechtle-Großinvestors bei Cancom

Weckruf für Bechte

Autor:Martin Fryba • 7.5.2013 • ca. 1:10 Min

Gerhard Schick hat für seine Familie rund 17 Millionen Euro und damit 10 Prozent bei Cancom SE investiert (Foto: CRN/ M. Fryba)
Gerhard Schick hat für seine Familie rund 17 Millionen Euro und damit 10 Prozent bei Cancom SE investiert (Foto: CRN/ M. Fryba)

»Ich glaube, man könnte die Beteiligung der Familie Schick an Cancom als Weckruf für Bechtle interpretieren«, so Weinmann. Denn mit seiner Akquisitionspolitik in den letzten Jahren und der aktuellen Ausrichtung auf das Cloud-Geschäft, hat Weinmann den Anteil des früher dominanten Handelsgeschäfts zugunsten von IT-Dienstleistungen und Services reduziert. Während Bechtle noch stark vom Produktgeschäft abhängig ist, erzielt Cancom bereits 70 Prozent seiner Erlöse aus Dienstleistungen. Mittlerweile kommt der Löwenanteil des Gewinns bei Cancom aus dem margenhöheren Geschäft mit IT-Services. Der Umzug der Konzernzentrale von Jetting-Scheppach, wo das Logistikzentrum von Cancom Besuchern sofort das Image eines Produktverkäufers vor Augen führt, nach München in die wolkigen Höhen eines transparenten Glasbaus unterstreicht den Anspruch Weinmanns, Cancom als Infrastruktur- und Cloud-Dienstleister zu positionieren.

Würde Gerhard Schick neben seiner Gabe, Systemhauspotenziale per Handauflegen auf die Bilanz zu erkennen (was ihm übrigens zuletzt 2003 bei Übernahme von PSB einmal misslang), auch über eine Zeitmaschine verfügen, er hätte just vor zehn Jahren Cancom zum damaligen Aktienkurs von unter drei Euro sicher übernommen, ist sich Weinmann heute sicher. Umgekehrt gilt freilich: Zu acht Euro hätte Ende 2003 auch Weinmann Bechtle übernommen, wenn er damals nicht die vielen Schieflagen bei Cancom hätte bereinigen müssen.

Aus Investorensicht freilich hat Weinmann mit der Weckruf-Theorie für das Bechtle-Management gar nicht so unrecht: Während das Cancom-Papier seit 2003 bis heute um den Faktor 5,6 stieg, musste sich die Bechtle-Aktie mit dem Multiplikator 3,5 zufrieden geben. Braucht die Familie Schick Cancom, um dem Bechtle-Management Beine zu machen und ihr Vermögen (35 Prozent Anteil an Bechtle) mittels eines Katalysators zu beflügeln? Gerhard Schick wird es wissen, verraten wird er es Klaus Weinmann nicht – vorerst jedenfalls.