CRN-Kopfnuss: WM 2014

Big Data Analytics statt Krieg

27. Juni 2014, 10:56 Uhr |
Bild: Fotolia.com, misu
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Moderne Technologien zur Datenanalyse, die derzeit bei der Fußballweltmeisterschaft zum Einsatz kommen, könnten auch bei politischen Entscheidungen hilfreich sein.

Die Zeit vergeht und die Welt verändert sich. Er kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche – das verkündete Kaiser Wilhelm II., als er im August 1914 sein Volk in den Ersten Weltkrieg schickte. Hundert Jahre später kennen wir ebenfalls nur noch Deutsche und keine Bayern oder Dortmunder mehr. Doch statt blutiger Schlachten finden lediglich Fußballspiele statt, anlässlich der Weltmeisterschaft im fernen Tropenland Brasilien.

Auch dort geht es zur Sache, die Emotionen wallen auf und der Alte Adam triumphiert. So jubelten wir beim Public Viewing, als Thomas Müller im ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft als Ein-Mann-Büffelherde die Hoffnungen der Portugiesen zertrampelte. Begeisterung weckte in jenem Spiel auch Toni Kroos, der die Bälle mit einer Ruhe verteilte und Ecken und Freistöße mit einer Präzision trat wie vorher nur ein gewisser Andrea Pirlo. Jener Erzfeind der Deutschen, der mit seiner Italiener-Truppe die Klinsmann-Elf 2006 im Halbfinale der Heim-Weltmeisterschaft besiegte und im Halbfinale der Europameisterschaft 2012 dann Löw und die Seinen demütigte. Im November 2013 versuchte ihn, der inzwischen aussieht wie der Räuber Hotzenplotz, Sami Khedira bei einem sogenannten Freundschaftsspiel mit einem robusten Tritt zu eliminieren, doch der ungelenke Wüstensohn beendete damit um ein Haar die eigene Karriere statt die des Veteranen und war danach ein halbes Jahr verletzt.

Damit es endlich wieder einmal klappt mit einem Titel, hat sich der DFB entschlossen, moderne Informationstechnologie eines internationalen Champions aus Baden einzusetzen. Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft, wurde im Gegenzug Markenbotschafter dieses Herstellers namens SAP. Während des Spiels ist auf der Trainerbank der IT-Einsatz strengstens untersagt, doch bei der Vor- und Nachbereitung soll die Software »Match Insights« wertvolle Dienste leisten. Gut möglich, dass die Ethikkommission der FIFA noch Nachforschungen anstellen wird.

Aber wahrscheinlich ist die Mühe ohnehin vergeblich. Denn schlaue Big-Data-Spezialisten diesseits und jenseits des Großen Teichs haben mit Predictive Analytics den Sieger der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft bereits im Voraus ermittelt. Die einhellige Prognose lautet: Brasilien. Hätte doch nur unser Kaiser Wilhelm schon über diese IT-Möglichkeiten verfügt!


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