CES: Konsum auf Kosten der Ärmsten
Die vor glitzernden Bildern und technischen Superlativen nur so strotzenden Berichte von der CES als einer der größten Konsummessen der Welt, lassen uns nur zu leicht vergessen, wer unser Konsumverhalten allzu oft mit seinem Leben und seiner Gesundheit teuer für uns bezahlt.

- CES: Konsum auf Kosten der Ärmsten
- Microsoft gelobt Besserung
In Las Vegas tobt diese Woche wieder richtig der Bär: Mit der Consumer Electronics Show (CES) findet im Wüstenstaat der unbegrenzten Möglichkeiten passender Weise eine der weltweit größten und wichtigsten Messen für ungebremsten Konsum statt. Auch dieses Jahr zeigen dort die großen und kleinen der Elektronik-Branche wieder ihre tollsten und spannendsten Neuheiten, wobei stets ein Rekord den nächsten jagt – ganz im Sinne des gesellschaftlichen Anforderungsmottos der westlichen Industrienationen »Höher, schneller und weiter«. Jedes Smartphone hat heute mehr Rechenpower als die erste Mondlandemission, manch ein Fernsehgerät der neuesten Generation bringt es auf eine Displaygrundfläche, die früher einer vierköpfigen Familie als Wohnraum reichte.
Doch bei all dem elektronischen Luxus vergessen wir immer wieder viel zu leicht, dass gerade im bereich Elektronik sehr oft andere für unsere ungebremste Luxussucht die teure Rechnung begleichen müssen. Während wir uns meist schon nicht einmal mehr zwei Jahre gedulden können, bis das nächste Smartphone mit noch besserem Display, schnellerem Prozessor oder mehr Apps gekauft werden muss, um nicht völlig den sozialen Status zu verlieren, werden die Menschen in den Fabriken der asiatischen Auftragsfertiger oft für Hungerlöhne unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die keiner von uns auch nur eine Woche durchhalten würde, bis in den völligen Burn-out getrieben. Denn nur so ist es möglich, Smartphones zu absoluten Billigpreisen unter 200 Dollar herzustellen und unglaubliche Monster-Margen wie Apple einzufahren. Für unseren technischen Luxus-Genuss schuften teils minderjährige Arbeiter bei Foxconn und anderen Firmen in bis zu 17 Stunden langen Marathon-Schichten mit anspruchsvollsten Produktions- und Qualitätsvorgaben, während sie ungefiltert giftige Dämpfe einatmen und »Arbeitsschutz« allenfalls eine theoretische Größe ist, da ein Menschenleben für einige Hersteller einen deutlich geringeren Wert als die hergestellten Produkte hat.
Nur wenige Tage vor dem Beginn der elektronischen Verkaufsshow in Las Vegas hatte sich wieder einmal deutlich gezeigt, was das für die Arbeiter bedeutet. Nachdem Ihnen eine Lohnerhöhung verweigert worden war, versammelten sich rund 300 Foxconn-Mitarbeiter, die normalerweise Microsofts Spielkonsole Xbox 360 fertigen, auf dem Dach des Firmengebäudes zum kollektiven Selbstmord aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen. Erst nach mehrstündigen Verhandlungen konnte die Situation am nächsten Tag wieder entschärft werden. Dennoch zeigen die dramatischen Szenen deutlich, wie sich das Problem immer weiter verschärft. Immerhin sind alleine aus den vergangenen zwei Jahren über 15 Fälle bekannt, in denen sich Foxconn-Mitarbeiter aus Verzweiflung oder Protest selbst getötet haben. Die wirkungsvollste Gegenmaßnahme des Unternehmens zum Schutz seiner Belegschaft besteht bislang in einem Netz, das unter den Bürofenstern aufgespannt wurde, um weitere Selbstmörder aufzufangen.