Folgenschwere Fehler

Das sind die schlimmsten E-Mail-Pannen

4. Oktober 2013, 8:22 Uhr | Elke von Rekowski
Ein falscher Klick ins Adressbuch und schon ist es passiert: die E-Mail landet beim falschen Empfänger (Foto: Jeanette Dietl - Fotolia.com).

Ein versehentlicher Klick und eine E-Mail landet unter Umständen bei einem vollkommen falschen Empfänger: Was für Privatanwender mitunter recht peinlich ist, kann für Unternehmen fatale Folgen haben. Intralinks hat jetzt die peinlichsten E-Mail-Pannen aufgelistet.

Vollkommenes Chaos herrschte im Januar 2012 einen ganzen Tag im Deutschen Bundestag. Der Grund war eine Spam-Welle, verursacht durch jemanden aus den eigenen Reihen. Der ursprüngliche Auslöser des Totalausfalls war nichts anderes als der freundliche Hinweis der Bundestagsverwaltung an insgesamt 4.000 Kollegen, dass das Abgeordnetennachschlagewerk »Kürschners Handbuch« soeben erschienen war. Die eigentliche Verursacherin des Chaos war eine Mitarbeiterin im Büro der Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, die antwortete, dass ihre Kollegin Britta ihr doch eine Ausgabe des Kürschner Handbuches mitbringen möge. Sie drückte versehentlich auf den Button »Allen antworten«, der Stein war ins Rollen gebracht. Das machten viele andere der 4.000 Empfänger nach und so mailten die Bundestagsmitarbeiter ihr Netzwerk mit rund 200 E-Mails zu Tode. Viele der Betroffenen nahmen den Vorfall, der liebevoll als »Kürschnergate« bezeichnet wird, mit Humor. Einer von ihnen schrieb begeistert: »Also, ich finde die Sache bisher großartig. Wir sollten das einmal im Monat durchführen, das verbindet!«

In einem anderen Fall wollte im Jahr 2009 ein Angestellter des US-amerikanischen Rechtsanwalts Patrick Fitzgerald bekannt geben, dass die Angeklagten in einem Betrugsfall John Walsh und Charles Martin nun verurteilt wurden. Der Angestellte mailte zahlreichen Reportern einen 62 Seiten langen Bericht über die illegalen Machenschaften der One World Capital Group, der Walsh und Martin angehörten. Peinlicherweise hängte er an diese Mail jedoch auch eine Liste mit den Namen der 20 geheimen Zeugen im Prozess an. Als der Mitarbeiter seinen Fehler bemerkte, sendete er hastig eine E-Mail an alle Empfänger und bat sie das brisante Dokument zu vernichten. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis das Dokument seinen Weg ins Internet fand.

Eine Entlassungs-Orgie veranstaltete im Jahr 2012 versehentlich das internationale Versicherungsunternehmen »Aviva Investors«. Die feuerte aus Versehen alle Angestellten des Unternehmens – und zwar weltweit. Eines Freitags erhielten alle 1.300 Angestellten der Firma die gleiche E-Mail, die ihnen mitteilte, dass sie die Firma in Kürze verlassen müssten. Diese Mail sollte jedoch eigentlich nur einer einzigen Person geschickt werden. Zum Glück fiel das Missgeschick schnell auf und die 1.299 versehentlich gefeuerten Empfänger wurden per Mail ganz schnell wieder eingestellt.

Ein ausgesprochen peinlicher Fall kam im Februar 2008 durch einen Artikel in der New York Times ans Licht. Um seine illegalen Marketingaktivitäten zu verschleiern, war der Pharmakonzern Eli Lilly & Co offenbar dazu bereit gewesen, der US-Regierung eine Milliarde Dollar Strafe zu zahlen. Auf diese Weise sollte die Geheimhaltung des Falles gewährleistet werden. Schuld daran, dass genau das Gegenteil geschah, ist nicht etwa die Regierung oder ein Spion, sondern ein einziger falscher Klick. Eine Anwältin des Konzerns wollte geheime Unterlagen zum Fall an ihren Kollegen Brandford Berenson senden. Statt aber den Namen ihres Kollegen im Adressbuch anzuklicken, schickte die Anwältin ihre Nachricht fatalerweise an einen Alex Berenson, der ebenfalls in ihrem Adressbuch stand. Dieser Berenson war jedoch ein Reporter der New York Times, dem dieser Zufall wie ein Lottogewinn erschienen sein muss.

Rund 150 US-Bankengrößen, darunter Sachs, Barclays Captial, Wells Fargo, Citigroup und JP Morgan, kamen im April 2013 frühzeitig an das Protokoll der Federal Reserve, in dem traditionell wichtige Informationen über den Markt verkündet werden. An dieser Panne schuld war ein Mitarbeiter, der die Mail statt wie geplant am Mittwoch um 14 Uhr bereits am Dienstagabend versendete. Am frühen Mittwochmorgen wurde der Fehler durch die Fed entdeckt und die Veröffentlichung der Protokolle um fünf Stunden vorgezogen. Zu spät, denn der vorbörsliche Handel hatte bereits begonnen und die die Banken, die das Protokoll schon erhalten hatten, waren somit vermutlich im Vorteil. Die Folge der Panne: Der Umgang der Federal Reserve mit sensiblen Informationen wird seither äußerst kritisch gesehen.


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