Was sich noch Fußball nennt, ist doch nur noch Werbung auf hohem Niveau. Dann lieber gleich die Karten auf den Tisch legen.
Jetzt haben wir es geschafft. Glückauf, die längste Werbepause der Welt ist überstanden und kommt vier Jahre nicht wieder – hoffentlich. Denn zu nichts anderem ist die Fußball-Weltmeisterschaft mittlerweile verkommen. Der Spieler, die zappelnde Litfaßsäule, dient doch nur noch als vorgeschobene Berechtigung, um 90 Minuten plus Nachspielzeit mit gefühlt 30 Kameras und doppelt so vielen Einstellungen die Sponsoren-Logos in all ihrem Glanz zu präsentieren. Oder warum habe ich nach dem Abpfiff immer mehr Lust auf ein kalt-perlendes Glas Cola und den Triumph-geschwängerten Geruch eines Neuwagens als auf eine Runde Kicken mit den Jungs?
Logisch, die westliche Welt hat sich zur Werbeleinwand evolviert. Und auf dieser steht der Mensch schon längst nicht mehr im Mittelpunkt, sondern gephotoshopte Modeplakate, Damenbinden-Pop Ups und Guerilla-Marketing in allen Formen und Farben. Im Falle der WM ließ es sich Mercedes nicht einmal nehmen, den vierten Weltmeisterstern auf dem Sieger-Truck durch das eigene Logo zu ersetzen. Vielleicht zieht die Fifa bei dieser semisympathischen Idee bald nach und ersetzt die goldenen Fünfzacker auf den Trikots komplett durch Markenlogos. Dann können die Deutschen in Zukunft mit stolzgeschwellter Brust behaupten: »Wir haben einen Mercedes-Stern, zwei Apple-Äpfel, einmal etwas das nach dem Schokoladen-Kind aussieht und mit etwas Glück kommt in Katar die Rügenwalder Mühle dazu.« Ja, so sehn Sieger aus.
Und in Zeiten, in denen die Stadien sowieso nur noch unter »Allianz-Mercedes Benz-Signal Iduna-Arena gesponsert von Red Bull« in den Köpfen der Fußball-interessierten Werbefans rumgeistern, kommt auch einmal der Punkt, die Dauerwerbesendungs-Karten auf den Tisch zu legen. Schafft doch bitte die 22 Ballschubser ab, die vor den interessanten Anzeigen auf und ab hoppeln. Wir fordern 90 Minuten Kracherunterhaltung wie »Dann klappt´s auch mit dem Nachbarn« und »Die so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel«, aber bitte nicht von Schweinsteiger und Konsorten.