CRN-Kopfnuss

Der nächste Megatrend: Total digital

26. September 2014, 9:57 Uhr |
© Fotolia.com, Nmedia

Kein Privateigentum mehr und alles kostenlos – darauf sehen Vordenker die digitalisierte neue Welt zusteuern.

Alles kehrt wieder. Um die Jahrtausendwende trieb die Vision des E-Business die Börsenwerte weltweit auf nie dagewesene Höchststände. Nachdem sich die kollektive Bewusstseinsstörung gelegt hatte, platzte die Blase und die Aktienkurse stürzten ins Bodenlose. Statt von E-Business spricht man heute von Digital Economy. Die Cebit hat sich daraus für das kommende Jahr ein Leitmotiv gebaut. Im Unterschied zu damals verdienen viele Firmen im Internet nun Geld.

Die Propheten des Fortschritts spinnen die Vision der totalen Digitalisierung unterdessen weiter. Jeremy Rifkin, der mit seinem Standardwerk »The Age of Access« die Sharing-Kultur frühzeitig erkannt und mitgeprägt hat, wartet mit einem neuen Buch auf, das gute Chancen hat, ebenfalls Epoche zu machen: »The Zero Marginal Cost Society«. Auf der Geisteshaltung, nicht mehr besitzen, sondern nur noch teilen zu wollen, baut die grundlegende These auf, dass die meisten Güter bald nahezu kostenlos zur Verfügung stehen werden. Den Großteil der Arbeit erledigen künftig Maschinen. So wie es Informationen im Internet umsonst gibt, wird sich jeder ein Auto aus dem 3D-Drucker besorgen können, sollte er tatsächlich keines zu leihen finden. Das Internet der Dinge wird allumfassend sein. Bordsteinkanten werden parkplatzsuchende und selbstverständlich fahrerlose Autos per Funksignal heranlotsen. Die gewonnene freie Zeit werden die Menschen wie in einem kommunistischen oder christlichen Traumland für altruistische Tätigkeiten nutzen.

Dass Rifkin wieder auf der richtigen Spur ist, legen Entsorgungsanlagen für Handys nahe, wie sie in Amerika schon existieren und bestimmt bald auch in Europa aufgestellt werden. Sie funktionieren wie Rückgabeautomaten für leere Pfandflaschen. Für ein eingeworfenes Objekt wird ein Geldgutschein ausgegeben, der dem Materialwert entspricht. Eigentlich ist der Verbraucher dabei überflüssig. Die Handy-Anbieter könnten ihre neu hergestellten Geräte gleich an entsprechend dimensionierte Schredderanlagen weiterleiten, die daraus gewonnenen Rohstoffe zur Herstellung der nächsten Smartphone-Generation verwenden, diese auch gleich wieder verschrotten und so weiter und so fort. Die Menschen könnten sich dann durch kybernetische Selbstregulierung vom Konsumzwang befreien und ein finales Paradies auf Erden errichten.


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