Die Befürworter halten dagegen. Aus ihrer Sicht geht es allein darum, Plattformen, die wissentlich mit fremden Inhalten Geld verdienen, zu einer fairen Lizenzierung zu zwingen. Es sei letztlich Aufgabe der Unternehmen, wie sie den Urheberschutz sicherstellten. »Hier geht es um knallharte wirtschaftliche Interessen der großen Plattformen, die dem einzelnen Bürger vermitteln, die Freiheit des Internets sei in Gefahr«, sagt Voss.
Der CDU-Abgeordnete Elmar Brok beklagt eine massive und von Algorithmen gesteuerte Kampagne der großen Internetkonzerne gegen das Vorhaben. Er habe in den vergangenen Tagen Tausende gleichlautende Briefe und Emails erhalten, die sämtliche Postfächer verstopften. »Die haben die Leute kirre gemacht, bis in die Junge Union hinein.«
Sein Parteifreund Daniel Caspary geht noch weiter. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament äußert in einem »Bild«-Interview den Verdacht, dass US-Internetkonzerne die Reform mit »gekauften Demonstranten« verhindern wollten. Er behauptet gar, eine Nichtregierungsorganisation biete bis zu 450 Euro für die Teilnahme an den Protesten.
Die CDU/CSU-Gruppe in der EVP-Fraktion verbreitet das zentrale Zitat am Samstag kurz vor Beginn der Demonstrationen über ihren Twitteraccount - und löst damit einen Shitstorm im Internet und Entsetzen auch in den eigenen Reihen aus. »Ich finde für diesen Irrsinn keine Worte mehr«, twittert der CDU-Digitalexperte Thomas Jarzombek.