Bitcoin und Libra unterscheiden sich in mehreren Punkten zentral. Zum einen wird Libra an einen Korb von etablierten Währungen wie US-Dollar, Euro und Yen gekoppelt und durch kurzfristige Staatsanleihen abgesichert. Dadurch werden massive Kursschwankungen wie bei Bitcoin vermieden (»Stable Coin«). Libra benutzt außerdem im engeren Sinne keine Blockchain, sondern ein anderes System der verteilten Kassenbücher (»Distributed Ledger Technology«). Damit verbraucht Libra nur einen Bruchteil der Energie, die beim Schürfen der Bitcoins aufgewendet werden muss.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist der Ansicht, dass auch weniger schwankungsanfällige Krypto-Währungen für Verbraucher ein Risiko darstellen: »Insbesondere stellt sich die Frage, wie der Wert von Stable Coins garantiert werden kann.« Sollten Stable Coins in großem Stil Verwendung finden, könnten sie die Einlagenbildung und das Geschäftsmodell der traditionellen Banken untergraben, warnt Weidmann. Das wiederum könnte deren Zahlungsverkehrsgeschäft und Prozesse an den Finanzmärkten stören.
Ja, zumindest sieht Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling diese Gefahr: »Zum Beispiel dürfen solche Plattformen nicht ein neuer Marktplatz werden, um Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zu tätigen«, warnte Wuermeling in einem »FAS«-Interview. Nach Einschätzung von Bafin-Präsident Felix Hufeld wären Politik, Aufseher und Notenbanken in verschiedensten Bereichen - von der Währungspolitik bis zur Geldwäsche - gefordert, sollte Libra sich durchsetzen. Ganz grundsätzlich stelle sich die Frage: »Wie kann man die staatliche Kontrollfähigkeit in der digitalen Welt gewährleisten?«
Ja, das ist durchaus möglich. So stehen in dem Whitepaper zwei kurze Sätze, die darauf hinweisen, dass die Ambitionen des Projekts noch weiter gehen, als Milliarden von Menschen in das globale Finanzsystem zu bringen. »Ein weiteres Ziel der (Libra-)Assoziation ist die Entwicklung und Förderung eines offenen Identitätsstandards. Wir glauben, dass eine dezentrale und tragbare digitale Identität eine Voraussetzung für finanzielle Integration und Wettbewerb ist.« Mit 2,4 Milliarden Nutzern weltweit könnte Facebook dort erfolgreich sein, wo andere bei der Einführung einer weltweit akzeptierten digitalen ID versagt haben.