Deduktiv denkende KI

Embraceable AI stellt transparente Systemarchitektur e1 vor

26. Juni 2025, 8:30 Uhr | Diana Künstler
© Gumbariya - shutterstock.com

Mit e1 präsentiert Embraceable AI eine hybride KI-Architektur, die deduktives Denken ermöglichen soll. Ziel ist die Entwicklung nachvollziehbarer und verlässlicher KI-Systeme für kritische Anwendungen – ein Schritt hin zu einer systemzentrierten europäischen KI-Strategie.

Dr. Christian Gilcher, embraceableAI
„Je eigenständiger eine KI agieren soll, desto wichtiger wird es, dass jeder ihrer Gedankenschritte transparent und kausal nachvollziehbar ist“, betont Dr. Christian Gilcher, Gründer und CEO von Embraceable AI. „Genau das leistet e1 – durch eine strukturierte Denkarchitektur, die sequenzielles, deduktives Denken ermöglicht.“
© embraceableAI

Das Karlsruher Unternehmen Embraceable AI (connect professional hatte darüber berichtet) hat mit e1 ein KI-System vorgestellt, das laut eigenen Angaben deduktiv denkt und damit eine kontrollierbare, transparente Alternative zu bestehenden generativen Modellen bieten soll. Insbesondere in regulierten Branchen und sicherheitskritischen Anwendungen, in denen Nachvollziehbarkeit und Regelkonformität essenziell sind, könne die Lösung neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen.

Die Architektur von e1 basiert auf einem zweistufigen Systemdesign. Ein semantisches Basismodul in Form eines Open-Weight-LLMs (Large Language Model) generiert erste Hypothesen, die als „ungeordnete Gedanken“ verstanden werden können. Diese Rohinhalte werden durch eine eigens entwickelte Reasoning Engine in einen strukturierten Denkprozess überführt.

Die Engine agiert als zentrale Steuerungseinheit und analysiert, bewertet und verknüpft die Inhalte des LLMs auf Basis kausaler und logischer Ableitungen. Jeder Denkschritt sei explizit dokumentiert, was die Nachvollziehbarkeit auch im Nachhinein gewährleiste. Damit orientiere sich e1 an Prinzipien menschlicher rationaler Problemlösung und ermögliche sogenanntes „Bionic Reasoning“ – ein Ansatz, bei dem biologische Denkmuster technologisch nachgebildet werden.

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Einhaltung regulatorischer Vorgaben

Mit seiner Architektur adressiert e1 laut Embraceable AI mehrere Kernanforderungen des EU AI Acts, insbesondere in Bezug auf:

  • Transparenz: Jeder Schlussfolgerungsschritt sei dokumentiert und nachvollziehbar.
  • Kontrollierbarkeit: Der Denkprozess könne extern gesteuert, nachvollzogen und im Bedarfsfall unterbrochen oder angepasst werden.
  • Dokumentation und Auditing: Durch die strukturierte Entscheidungsprotokollierung eigne sich e1 für Anwendungen mit Revisions- und Nachweispflichten.

Im Gegensatz zu klassischen LLM-basierten Lösungen benötigt e1 laut Hersteller kein nachgelagertes Fine-Tuning großer Modelle. Die Architektur ermögliche so einen ressourceneffizienten Betrieb und könne flexibel auf verschiedenen Infrastrukturen eingesetzt werden – von europäischen Public Clouds über Hyperscaler bis hin zu lokalen On-Premise-Installationen oder hybriden Szenarien.

Anwendungsfelder und Integrationspotenzial

e1 soll insbesondere dort zum Einsatz kommen, wo KI-Systeme eigenständig handeln, aber gleichzeitig kontrollierbar bleiben müssen. Mögliche Einsatzbereiche umfassen:

  • Regelbasierte Fallbearbeitung in Versicherungen oder der öffentlichen Verwaltung
  • Dialogbasierte Kundenservices mit klaren Handlungsrichtlinien
  • Automatisierung komplexer Geschäftsprozesse mit definierten Entscheidungsbäumen

Für die Integration in bestehende IT-Systeme seien standardisierte Schnittstellen vorgesehen, wobei embraceableAI sich zu konkreten Technologiepartnern oder API-Standards nicht äußert.

Bewertung und Ausblick

e1 im Vergleich
© Embraceable AI

Laut Embraceable AI ist e1 nicht als Einzelmodell, sondern als steuerbare Denk- und Handlungsplattform konzipiert. In der laufenden Closed-Beta-Phase würden sogenannte AI MicroWorker auf Basis von e1 bereits eingesetzt – etwa zur teilautonomen Bearbeitung geschäftskritischer Vorgänge. Ziel sei es, eine neue Form digitaler Arbeitskraft zu etablieren, die Entscheidungsprozesse vollständig dokumentiert und in bestehende Unternehmensprozesse eingebettet werden kann.

In umfangreichen internen Tests habe sich e1 laut Hersteller als gleichwertig zu marktführenden Reasoning-Modellen erwiesen – bei gleichzeitig besserer Konsistenz, niedrigeren Fehlerquoten und kontrollierterer Denkarchitektur. Der Verzicht auf tiefgreifendes Modelltraining sowie der Fokus auf Systemarchitektur statt Modellgröße könnten einen eigenständigen europäischen Weg zur Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Systeme markieren


  1. Embraceable AI stellt transparente Systemarchitektur e1 vor
  2. 10 Fragen und Antworten rund um e1 (von Embraceable AI)

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