Mit e1 präsentiert Embraceable AI eine hybride KI-Architektur, die deduktives Denken ermöglichen soll. Ziel ist die Entwicklung nachvollziehbarer und verlässlicher KI-Systeme für kritische Anwendungen – ein Schritt hin zu einer systemzentrierten europäischen KI-Strategie.
Das Karlsruher Unternehmen Embraceable AI (connect professional hatte darüber berichtet) hat mit e1 ein KI-System vorgestellt, das laut eigenen Angaben deduktiv denkt und damit eine kontrollierbare, transparente Alternative zu bestehenden generativen Modellen bieten soll. Insbesondere in regulierten Branchen und sicherheitskritischen Anwendungen, in denen Nachvollziehbarkeit und Regelkonformität essenziell sind, könne die Lösung neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen.
Die Architektur von e1 basiert auf einem zweistufigen Systemdesign. Ein semantisches Basismodul in Form eines Open-Weight-LLMs (Large Language Model) generiert erste Hypothesen, die als „ungeordnete Gedanken“ verstanden werden können. Diese Rohinhalte werden durch eine eigens entwickelte Reasoning Engine in einen strukturierten Denkprozess überführt.
Die Engine agiert als zentrale Steuerungseinheit und analysiert, bewertet und verknüpft die Inhalte des LLMs auf Basis kausaler und logischer Ableitungen. Jeder Denkschritt sei explizit dokumentiert, was die Nachvollziehbarkeit auch im Nachhinein gewährleiste. Damit orientiere sich e1 an Prinzipien menschlicher rationaler Problemlösung und ermögliche sogenanntes „Bionic Reasoning“ – ein Ansatz, bei dem biologische Denkmuster technologisch nachgebildet werden.
Mit seiner Architektur adressiert e1 laut Embraceable AI mehrere Kernanforderungen des EU AI Acts, insbesondere in Bezug auf:
Im Gegensatz zu klassischen LLM-basierten Lösungen benötigt e1 laut Hersteller kein nachgelagertes Fine-Tuning großer Modelle. Die Architektur ermögliche so einen ressourceneffizienten Betrieb und könne flexibel auf verschiedenen Infrastrukturen eingesetzt werden – von europäischen Public Clouds über Hyperscaler bis hin zu lokalen On-Premise-Installationen oder hybriden Szenarien.
e1 soll insbesondere dort zum Einsatz kommen, wo KI-Systeme eigenständig handeln, aber gleichzeitig kontrollierbar bleiben müssen. Mögliche Einsatzbereiche umfassen:
Für die Integration in bestehende IT-Systeme seien standardisierte Schnittstellen vorgesehen, wobei embraceableAI sich zu konkreten Technologiepartnern oder API-Standards nicht äußert.
Laut Embraceable AI ist e1 nicht als Einzelmodell, sondern als steuerbare Denk- und Handlungsplattform konzipiert. In der laufenden Closed-Beta-Phase würden sogenannte AI MicroWorker auf Basis von e1 bereits eingesetzt – etwa zur teilautonomen Bearbeitung geschäftskritischer Vorgänge. Ziel sei es, eine neue Form digitaler Arbeitskraft zu etablieren, die Entscheidungsprozesse vollständig dokumentiert und in bestehende Unternehmensprozesse eingebettet werden kann.
In umfangreichen internen Tests habe sich e1 laut Hersteller als gleichwertig zu marktführenden Reasoning-Modellen erwiesen – bei gleichzeitig besserer Konsistenz, niedrigeren Fehlerquoten und kontrollierterer Denkarchitektur. Der Verzicht auf tiefgreifendes Modelltraining sowie der Fokus auf Systemarchitektur statt Modellgröße könnten einen eigenständigen europäischen Weg zur Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Systeme markieren