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Forscher: Schweinegrippe könnte das Internet lahm legen

5. Oktober 2009, 13:35 Uhr | Bernd Reder
Auf der Flutracker-Karte lässt sich quasi in Echtzeit nachvollziehen, wie schnell sich die Schweinegrippe verbreitet.

Nach Einschätzung von Medizinern und Internet-Spezialisten könnte eine Schweinegrippe-Pandemie dazu führen, dass das Internet kollabiert - wegen Überlastung.

Laut Cisco werden pro Monat rund 11,7 Petabyte IP-Daten über das Internet übertragen.
Laut Cisco werden pro Monat rund 11,7 Petabyte IP-Daten über das Internet übertragen.

Sollte sich die Schweinegrippe tatsächlich zu einer weltweiten Pandemie entwickeln, droht nach Berechnungen von IT- und Virenforschern nicht nur den infizierten Menschen Schlimmes. Die Seuche könnte auch das Internet in die Knie zwingen.

Die Centers for Disease Control and Prevention in den USA gehen davon aus, auf dem Höhepunkt der Infektionswelle mit dem H1N1-Erreger bis zu 50 Prozent der Arbeitnehmer und Schulkinder gezwungen sein könnten, zu Hause zu bleiben. Zum einen betrifft das die erkrankten Personen, zum anderen Familienangehörige oder Partner, die mit den Kranken Kontakt hatten.

Viele Unternehmen in Nordamerika haben deshalb bereits Notfallpläne erarbeitet. Diese sehen vor, dass Mitarbeiter, die zwar unter Quarantäne stehen, aber arbeitsfähig sind, über das Internet auf Firmenrechner und -anwendungen zugreifen. Das aber könnte Leitungen und Server überfordern.

Lastspitzen können Internet-Ausfall herbeiführen

Nach Untersuchungen von Cisco Systems beträgt bereits an einem normalen Arbeitstag die Auslastung des Internets zwischen 9 und 16 Uhr rund 50 Prozent. Nach 16 Uhr bis etwa 23 Uhr steigt dieser Wert auf über 50 Prozent. Der Grund: Viele User laden dann Videos oder Musik-Dateien herunter oder spielen online. Meist handelt es sich dann um junge Leute, die von der Schule nach Hause gekommen sind.

Sollte zu solchen Lastspitzen noch der Datenverkehr hinzukommen, den Arbeitskräfte im Home-Office verursachen, könnte das zu kurzzeitigen Ausfällen des Internets führen. Allerdings ist das nach Angaben von Internet-Service-Providern nur dann zu befürchten, wenn es zu »Peaks« kommt. Im Normalfall könne die Infrastruktur das höhere Verkehrsaufkommen verkraften.

Das US-Ministerium für Heimatschutz hat bereits vor zwei Jahren die möglichen Folgen einer Pandemie für den Daten- und Telekommunikationsverkehr durchgespielt. Demnach würden 90 Prozent aller Nutzer solcher Dienste zumindest mit erhöhten Antwortzeiten oder einem zeitweiligen Ausfall von Services rechnen müssen.

IP-Datenverkehr steigt bis 2010 auf 21,5 Petabyte

Nach Angaben von Cisco werden 2009 im Monat weltweit rund 11,7 Petabyte an IP-Daten über das Internet transportiert. Zusammen mit mobilen und nicht Internet-relevanten IP-Daten summiert sich das auf 14,8 Petabyte pro Monat.

Davon stammen rund 3,7 Petabyte aus Nordamerika, an die 3,6 PByte aus Westeuropa und 5,5 PByte aus Asien/Pazifik. Bis Ende 2010 werden diese Werte um etwa 40 Prozent steigen. Dann erwartet der Netzwerkausrüster ein weltweites IP-Datenaufkommen von monatlich circa 21,5 Petabyte.

Um einem Ausfall des Internets durch eine Pandemie entgegenzuwirken, hat der amerikanische Senator Joseph Lieberman einen Gesetzesentwurf eingebracht. Er sieht vor, dass die Behörden notfalls den Zugang zu bestimmten Web-Sites oder Services wie Youtube sperren oder einschränken können.


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