Denn viel mehr als die Absicht zu untermauern, die IT-Infrastruktur zu standardisieren, den Betrieb zuverlässig abzusichern und die IT-Kosten endlich transparent jeder einzelne Filiale zurechnen zu wollen, konnte Fressnapf eigentlich nicht vorlegen. Zwei karge Seiten lang war die Ausschreibung, die kaum diesen Namen verdiente. »Das hat zur Verwirrung beim IT-Dienstleister geführt«, räumt Fressnapf-Manager Möhrke ein. Folge: Es kamen jede Menge Rückfragen. »Nichts davon konnten wir beantworten.« Die Cancom-Consultans notierten folglich wage: Wahrscheinlich 1.200 PC-Arbeitsplätze, etwa 1.700 Applikationen, keine zentrale Datenhaltung, unkoordinierte IT-Beschaffung – teils wurde Hardware bei Media Markt gekauft, User-Help-Desk: Fehlanzeige, keinen Überblick über Datenvolumen, Hardwarebestand, Art der Anbindung von Standorten.
Cloud-Business ist wahrlich hartes Projektgeschäft. Skalierung von IT-Dienstleister-Geschäftsmodellen relativiert sich angesichts solcher komplexen Aufgabenstellung. Andererseits: Systemhäuser wie Cancom kennen seit jeher solche Szenarien und haben Know-how, Experten und seit geraumer Zeit auch die technologischen Blaupausen für Cloud Computing, um einen drohenden IT-Bankrott zu stoppen und mit Hilfe virtualisierter Infrastruktur die Wiedergeburt einer effizienten Unternehmens-IT einzuleiten. Vom Beginn der »Ausschreibung« bis zur Unterzeichnung der gegenseitigen Absichtserklärung vergingen lediglich zwei Monate.
Binnen eines Jahres wurden die Landesgesellschaften von Fressnapf auf Managed Desktops umgestellt, das zentrale Datacenter am Konzernsitz Krefeld stellt Netzwerk, Datenhaltung, Storage, und den Mailverkehr hochverfügbar bereit, ein deutsch- und englischsprachiger Help-Desk wurde eingerichtet. Beseitigt wurden im Zuge der Migration 95 Prozent aller Applikationen und auf 85 SaaS-Anwendungen reduziert. »Wir haben eine europaweite IT Governance zum Workplace erfolgreich eingeführt«, resümiert Möhrke. Wie bei Outsourcing-Projekten üblich, wechselte auch bei Fressnapf IT-Personal zum Dienstleister, insgesamt acht Mitarbeiter.
Cancom trägt seither die gesamte 24x7-Betriebsverantwortung und ist Lieferant von Rechenzentrumsleistungen bis hin zur Computermaus.