Keine Hausmesse, kein eigenes Datacenter für Cloud und erst recht keine Geschäfte am Channel vorbei. Tech Data-Chef Michael Dressen setzt Kontrapunkte: Er will den Handel im rasanten Wandel aktiv unterstützen und einer existenziellen Gefahr vorbeugen.
CRN: Herr Dressen, im vergangenen Jahr stand der Tech Data-Kongress ganz im Zeichen von »Big Data« (CRN berichtete). Mit dem diesjährigen Motto »IT 3.0 – Total vernetzt!« gehen Sie thematisch in die Breite. Verliert der Kongress damit nicht den Fokus, worauf sich der Channel wirklich konzentrieren sollte?
Dressen: Ganz im Gegenteil. Wir gehen in diesem Jahr einen Schritt weiter, indem wir einen ganzen Zyklus der Digitalen Transformation zeigen und – ganz wichtig – die Folgen für die IT-Branche diskutieren. Wir werden dieses Jahr außerdem sehr konkrete Praxisbeispiele aus den Themenfeldern Big Data, Cloud Computing, Mobility und Industrie 4.0 vorstellen, die von unseren Händlern und Herstellern heute schon in verschiedenen Branchen realisiert wurden.
CRN: Tech Data lässt auch CIOs und IT-Leiter auf dem Kongress sprechen. Warum?
Dressen: Wir haben festgestellt, dass sich Anwender aus der Industrie und dem Sektor Government mit den neuen Themen teilweise intensiver als unsere Handelspartner befassen. Darauf reagiert Tech Data. Die Transformation in unserer Branche hin zu neuen Technologien schreitet schneller voran, als das viele glauben wollen. Daher haben wir den Kongress offiziell auch für Endkunden geöffnet. Systemhäuser können ihre Kunden zum Kongress mitbringen, damit diese die Praxisbeispiele sehen, die vielleicht auch für die Kunden unserer Vertriebspartner interessant sein könnten.
CRN: Wenn Sie die deutschen Spitzen namhafter Hersteller zur Diskussion bitten, werden dann auf dem Podium nicht doch sehr allgemein die von Ihnen genannten Schlüsselthemen behandelt?
Dressen: Der Kongress zeigt ja nicht nur ganz praktische Lösungsbeispiele. Wir wollen die Digitale Transformation auch aus der Vogelperspektive und Sicht unserer großen Herstellerpartner beleuchten. Es geht dabei nicht darum, wer beispielsweise die bessere Cloud hat, sondern wie neue Technologien die Business-Modelle in unserer Branche und bei Unternehmen verändern. Wir können eine solche spannende Diskussion herstellerübergreifend führen und sie mit weiteren Key-Speakern aus der Industrie und von Systemhäusern bereichern.
CRN: Ein solcher High-Level-Event wie der Kongress von Tech Data weicht ab von den Formaten, wie wir sie bislang in der Distribution mit ihren Hausmessen, Roadshows und sonstigen verkaufsfördernden Marketing-Events kennen. Wo liegt der Wert eines solchen Kongresses für Tech Data und seine Kunden?
Dressen: Ich sehe, dass sich die ganze Industrie verändert und damit verändert sich graduell auch die Rolle der Distribution. Darauf müssen wir reagieren und den Handel bei der Gewinnung von Endkunden mehr unterstützen. Das tun wir aber nicht, indem wir die Endkunden an die Hand nehmen und zu unseren Partnern bringen. Dafür haben wir den Kongress. Denn eines ist klar: Wenn unsere Partner auf die neuen Themen nicht vorbereitet sind, werden sie und schlussendlich auch wir weniger Umsatz erzielen können. Wir sitzen da im selben Boot. Daher müssen wir dem Channel zeigen, dass in den Bereichen, die der Kongress zeigt, schon jetzt ein reales Geschäft gemacht wird, und hierfür müssen wir unsere Partner befähigen. Im Übrigen erwarten das auch die Hersteller, die uns sagen: »wenn ihr, der indirekte Vertrieb, das nicht tut, dann machen wir das selber«. In die Situation, dass der indirekte Kanal umgangen wird, wollen wir erst gar nicht kommen.