Bitkom-Umfrage

Gute Wirtschaftslage bremst Digitalisierung

8. Juni 2018, 10:54 Uhr | Daniel Dubsky
© Coloures-Pic - Fotolia

Einer Umfrage des Bitkom zufolge kommt die hiesige Wirtschaft nur langsam mit der Digitalisierung voran. Als eines der größten Hindernisse hat der Branchenverband die gute Wirtschaftslage ausgemacht: Vielen Firmen fehlt schlicht die Zeit.

Die meisten deutschen Unternehmen haben das Potenzial der digitalen Transformation erkannt – dennoch kommen sie vielfach nur langsam voran, weil ihnen die Zeit oder die finanziellen Mittel fehlen. Das geht aus einer Umfrage des Bitkom unter Firmen ab 20 Mitarbeitern hervor. Immerhin hat die Digitalisierung mittlerweile eine äußerst positives Bild: 89 Prozent der Befragten sehen sie als Chance, nur acht Prozent als Risiko. Das hat auch dazu geführt, dass 78 Prozent der Unternehmen eine Digitalstrategie etabliert haben – zehn Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Oft betrifft die aber nur einzelne Abteilungen, weshalb Bitkom-Präsident Achim Berg mahnt: »Digitalisierung betrifft alle Unternehmensbereiche. Wer ausschließlich die Personalabteilung oder den Einkauf digitalisiert, der macht zwar einen wichtigen ersten Schritt, schafft aber Technologiebrüche in seiner Prozesslandschaft und lässt Digitalpotenziale ungenutzt.«

Die Folgen der Digitalisierung: 37 Prozent der Befragten haben Produkte und Dienstleistungen vom Markt genommen, 48 Prozent neue Angebote gestartet. Aber die Unternehmen würden gerne mehr tun. 58 Prozent sehen sich selbst eher als digitale Nachzügler, nur 35 Prozent stufen sich als Vorreiter ein. Speziell kleine Unternehmen haben der Umfrage zufolge Sorge, nicht auf Augenhöhe zu sein.

»Wir müssen die Anstrengungen zur Digitalisierung des deutschen Mittelstands unbedingt verstärken«, sagt Berg – auch in Hinblick auf die Tatsache, dass nur noch 25 Prozent der Unternehmen Deutschland bei der Digitalisierung weltweit in der Spitzengruppe verorten. Vor einem Jahr waren es noch 36 Prozent.

Doch was bremst die Digitalisierung hierzulande aus und führt dazu, dass 33 Prozent angeben, sie hätten Probleme, sie zu bewältigen? Einerseits fehlen die finanziellen Mittel, was 21 Prozent der Manager beklagten. Das führt dann auch dazu, dass nur 23 Prozent der Firmen in diesem Jahr gezielt in die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle investieren will. »Digitalisierung gibt es nicht zum Nulltarif«, so Berg. Andererseits stellt sich aber – einigermaßen überraschend – auch die gute Wirtschaftslage als Hindernis heraus. 32 Prozent der Unternehmen fehlt wegen des Alltagsgeschäfts schlicht die Zeit. »Viele Unternehmen, gerade im Mittelstand, haben derzeit prall gefüllte Auftragsbücher und machen gute Geschäfte mit ihren etablierten Produkten. Das Geschäft von morgen ist aber ausschließlich digital«, warnt Berg und betont, dieses Geschäft von morgen müsse jetzt – in der wirtschaftlichen Hochkonjunktur – vorbereitet werden. Berg weitert: »Niemand, der Verantwortung für ein Unternehmen trägt, darf ernsthaft sagen: Wir haben kein Geld und keine Zeit für die Zukunft.«


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