CRN: Wir sehen im Zuge des Cloud-Trends, dass etablierte IT- und TK-Anbieter, Systemhäuser und die Distribution kräftig in eigene Angebote investieren, zum Teil auch Allianzen bilden. Von neuen Playern wie Amazon AWS ganz zu schweigen. Wie stellt sich Computacenter hier auf?
Louis: Wir werden definitiv kein Provider werden, der Public-Cloud-Kapazitäten zur Verfügung stellt. Auch nicht in einer Allianz mit wem auch immer. Wir könnten solche Dienste nicht wettbewerbsfähig anbieten. Unsere Kunden werden uns danach auch nicht fragen. Sie gehen vielmehr direkt zu Amazon, Microsoft, IBM oder SAP, um globale Lösungen zu erhalten. Wir sind ein Cloud-Aggregator und bauen für unsere Kunden Clouds. Diese Kompetenz haben wir und die wollen wir stärker ausbauen.
CRN: Neben Cloud-Services werden Konzepte für IT-Betriebsübernahmen stark nachgefragt. Stichpunkt. Managed Services. Von welchem Umfang sprechen wir, wenn Kunden solche Verträge mit Computacenter abschließen?
Louis: Das ist ganz unterschiedlich. Die meisten Verträge schließen Kunden für drei bis fünf Jahre ab, dahinter steht ein Umsatzvolumen von rund zehn Millionen Euro, bei großen Verträgen belaufen sich die Umsätze auf 60 bis 80 Millionen Euro für die Gesamtlaufzeit.
CRN: Mit der Margensituation insgesamt können Sie nicht zufrieden sein. Welche Ziele haben Sie sich für 2015 gesetzt?
Louis: In der Sparte Supply-Chain, die für rund zwei Drittel unseres Umsatzes steht, hilft uns unser neues ERP. Allerdings sind unsere Prozesse hier schon so effizient, dass wir nur noch wenig Spielraum für Prozesskostenverbesserungen sehen. Unsere Marge müssen wir hauptsächlich über das Service-Geschäft und mehr Umsatz verbessern. Hier sind wir auf gutem Weg. Unsere indirekten Kosten sind relativ stabil.
CRN: Wachstum mit IT-Services setzt mehr Personal voraus. Gute Fachkräfte fehlen seit Jahren. Wo wollen Sie hier ansetzen?
Louis: Wir sind bestrebt, die Fluktuation so gering wie möglich zu halten. Zum anderen hat Mitarbeiter-Engagement bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Nicht zu verwechseln: Engagement ist hier ein englischer Begriff und meint für uns Bindung ans Unternehmen. Es geht uns nicht darum, mehr Druck auf die Mitarbeiter auszuüben. Wir haben ein Mitarbeiterprogramm mit vielen Anreizen wie Gesundheitstrainings, einem Familienservice oder einem Mitarbeiter-PC-Programm. Das sind nur drei Beispiele, die aber gute Arbeitsbedingungen schaffen oder Computacenter als Arbeitgeber attraktiv machen. Wir arbeiten daran, dass sich jeder Mitarbeiter mit Computacenter identifiziert. Letzteres hängt vor allem von den Führungskräften ab, ob sie begeistern können.
CRN: Sie werden also künftig mit schwarzem Rollkragenpulli, Jeans und Turnschuhen auf Betriebsversammlungen auftreten.
Louis: Das sicher nicht. Aber öfter präsent sein, sich in den Niederlassungen zeigen, Feedback geben und Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern im persönlichen Gespräch ausdrücken. Das sind nicht die Welt bewegenden Dinge, aber wichtige Zeichen, um Mitarbeiter zu motivieren und zu begeistern, was eine schwere und hohe Kunst ist.