IT im Gesundheitswesen

IBM will ins Krankenhaus

4. Juli 2008, 15:04 Uhr | Lars Bube

IBM will mit seinen Software-Produkten verstärkt im deutschen Gesundheitswesen punkten. Doch andere Firmen, wie HP, Intel und Microsoft, haben sich dort bereits etabliert.

IBM hat bereits eine sehr starke Stellung im weltweiten Gesundheitswesen und berät auch die deutsche Regierung bei der Konzeption der umstrittenen Gesundheitskarte. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: »Wir machen keine nennenswerte Geschäfte mit unserer Software im deutschen Health-Sektor«, gibt der IBM-Gesundheitsexperte Torsten Weibrich zu.

Diese missliche Situation will IBM natürlich ändern und setzt dabei auf die Hilfe seiner Partner. Das einzige Software-Produkt, das IBM derzeit einigermaßen erfolgreich an deutsche Kliniken verkauft, ist der Tivoli Storage Manager - und selbst dort kann sich Weibrich vorstellen, dass Partner die Software besser auf die Bedürfnisse deutscher Krankenhäuser zuschneiden.


Bandlaufwerke wie das IBM System Storage
TS2240 verschlüsseln die Daten - ein "Muss"
beim Speichern von Patienteninformationen.

Tivoli Storage Manager erstellt Backups von Daten. Im Gesundheitsbereich besonders wichtig sind Funktionen wie das explizite Überschreiben von gelöschten Informationen, um ein Wiederherstellen unmöglich zumachen.

Außerdem lassen sich mithilfe der Software gesicherte Daten verschlüsseln. Allerdings funktioniert das nur im Zusammenspiel mit Bandlaufwerken wie dem IBM System Storage TS2240.

Bedarf ist vorhanden

Bedarf für IBM-Lösungen ist aber in den Kliniken durchaus vorhanden. Zu nennen sind hier beispielsweise Archivierungslösungen. Deutsche Krankenhäuser sind verpflichtet, Patientenakten bis zu 30 Jahren nach dem Tod des Patienten aufzubewahren. Vielfach wird dabei jedoch noch mit Papierakten hantiert, was gegenüber einer elektronischen Archivierung gravierende Nachteile hat.

»Mit intelligenten Archivlösungen werden nicht nur Prozesse effizienter, sonder es können auch Kosten eingespart werden«, erklärt Weibrich. Damit spricht er einen entscheidenden Punkt an, denn die meisten deutschen Kliniken müssen dringend die Kosten reduzieren.

Der IBM-Fachmann schätzt, dass derzeit 30 Prozent der deutschen Krankenhäuser in den roten Zahlen stecken und zehn Prozent bis zum Jahresende ihre Pforten schließen müssen. Deswegen sind wohl zunächst eher kleinere Projekte Erfolg versprechend, die IBM gemeinsam mit Partnern verwirklichen will.

Pilotprojekt von Intel und Microsoft: Asklepios in Hamburg

Auch Konkurrenten wie Hewlett-Packard, SAP und Agfa haben in ähnlicher Weise mit kleinen Projekten in der Health-Branche Fuß fassen können. Die Systemhäuser sollen dabei vor allem Branchenkompetenz mitbringen und einen Zugang zum Kunden.


Im "Future Hospital" der Asklepios-Klinik in
Hamburg werden PDAs und Tablet-PCs mit
WLAN-Anbindung eingesetzt.

Neben IBM, HP oder SAP sind auch andere IT-Branchengrößen dabei, das Krankenhaus als Abnehmer für ihre Produkte zu entdecken. Microsoft und Intel beispielsweise haben in der Asklepios-Klinik in Hamburg-Barmbek eine Art »IT-Musterklinik« aufgebaut, das Future Hospital.

Dort kommen portable Rechner (Tablet-PCs), Wireless-LANs und RFID-Systeme zum Einsatz, um den Einsatz des Pflegepersonals effizienter zu gestalten. Die Kommunikation innerhalb der Klinik und mit Dienstleistern läuft über Web-Portale.

Hochleistungsserver mit Itanium-II-Prozessoren von Intel stellen sicher, dass Röntgenbilder innerhalb von Sekunden für die Auswertung zur Verfügung stehen. Bei 3D-Ultraschallaufnahmen dauert es 2,5 Minuten.

Die E-Health-Lösung von Intel und Microsoft ist auch im Uni-Klinikum in Leipzig und in den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar sowie im Klinikum Winterberg in Saarbrücken im Einsatz.


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