Aus dem Schlagwort Industrie 4.0 wird in Deutschland zunehmend Realität: Mehr als jeder zehnte mittelständische Fertiger nutzt bereits entsprechende Technologien.
Nicht nur Industrieverbände wie der Bitkom halten Industrie 4.0 für ein zentrales Element zur Absicherung der deutschen Innovationskraft für die Zukunft. Auch die Unternehmen selbst sehen immer öfter die enormen Vorteile der technischen Möglichkeiten und nutzen sie für ihre Zwecke. Wie eine aktuelle Studie der Marktforschungs- und Beratungsfirma Pierre Audoin Consultants (PAC) im Auftrag der Freudenberg IT (FIT) jetzt zeigt, ist das Thema bereits auf bestem Wege vom Hype zur Realität. Rund 15 Prozent der mittelständischen Fertigungsunternehmen mit dezentral vernetzten, selbststeuernden Produktionsprozessen sind demnach bereits voll in der Industrie 4.0-Epoche angekommen. Insbesondere die großen Automobilzulieferer mit mehr als 500 Mitarbeitern nutzen entsprechende Möglichkeiten um ihre Produktion und Lieferketten optimal und flexibel an den sich immer schneller ändernden Bedarf ihrer Kunden anzupassen. Die bedarfssynchrone Produktion verschafft ihnen erhebliche Wettbewerbsvorteile bei einer gleichzeitigen Senkung der Kosten für Herstellung, Planung und Logistik.
Viele weitere Unternehmen sind außerdem bereits dabei, sich mit ersten Schritten für die nächste Stufe der Industrialisierung vorzubereiten. So setzen laut der Studie derzeit beinahe 60 Prozent der befragten mittelständischen Fertigungsunternehmen entsprechende IT-basierte Automatisierungslösungen ein. Darüber hinaus nutzen knapp 70 Prozent der innovativen Fertiger IT-Lösungen zur Fernwartung der in ihrer Produktion eingesetzten Maschinen und Anlagen. Bei mehr als der Hälfte geht die Automatisierung und Vernetzung sogar schon so weit, dass man von einem intelligenten Anlagenpark sprechen kann, der als einer der wesentlichen Bausteine von Industrie 4.0 gilt. Drei Viertel der 140 befragten IT-Entscheider und Produktionsleiter halten es zudem für unbedingt notwendig, ihre Produktion noch effizienter und flexibler zu gestalten, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Trotz dieser Anerkennung der Grundidee von Industrie 4.0 heißt das allerdings noch nicht, dass auch alle Verantwortlichen die volle Tragweite dieser Innovation und ihrer Anforderungen verinnerlicht haben, gibt Stefanie Naujoks, Analyst, Project Services and Manufacturing Markets bei PAC, zu bedenken: »Der bloße Einsatz von IT-Systemen in der Produktion ohne dezentrale Vernetzung führt noch nicht zu Industrie 4.0«. Noch immer würden viele Unternehmen den Anfangsaufwand und die nötigen Umstrukturierungen scheuen, die das wahre Potential zur Effizienzsteigerung und Kostenreduktion erst freilegen. »Im Interesse einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit sollten die IT-Verantwortlichen mit den Fachbereichen in der Produktion und den benachbarten Disziplinen frühzeitig gemeinsam potenzielle Einsatzszenarien von Industrie 4.0 Technologien prüfen«, lautet deshalb Naujoks Empfehlung zur optimalen Umsetzung von Industrie 4.0-Projekten.